© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Aufgeschnappt
Eis ohne Eskimos
Matthias Bäkermann

Angefangen hat es nach Aussage von Ladenbesitzer Peter Lichtel vor etwa zwei Jahren, als besonders kultursensible Gäste sich erstmals an dem Namen der Eisdiele im Berliner Südwesten störten. „Eiskimo“ hatten der 38jährige und sein Mitgesellschafter Michael Wulf ihren Anlaufpunkt für Halbgefrorenes am S-Bahnhof Lichterfelde-West bereits viele Jahre zuvor getauft, angelehnt an den Namen der indigenen Völker im nördlichen Polargebiet. „Anfangs haben wir das vielleicht nicht ernst genommen“, beklagte Lichtel vergangenen Freitag in der Berliner B.Z., „doch dann wurde die Kritik kraß.“ Bald gab es fast wöchentlich Gepöbel und Beschwerden. „Eine Frau drohte mit Demos vor unserem Laden“, so der Eisdielen-Chef im Einzugsbereich der Freien Universität, der nun fürchtete, „in die rechte Ecke zu geraten“. 

Als letztlich größere Aufträge wegbrachen und ein identitätspolitisch eifernder Grünen-Lokalpolitiker wegen der angeblich „rassistischen“ Bezeichnung gegen „Eiskimo“ mobil machte, gaben die Unternehmer nach: „Wir leben von unseren Kunden, nicht vom Namen. So einen Kampf können wir uns nicht leisten.“ In die neue Saison startet die Eisdiele nun mit dem Namen „Peter und der Wulf“, geschätzte 14.000 Euro Umbenennungskosten belasten die Bilanz.