© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Nathanael Liminski. Dient der konservative Katholik ab Herbst im Kanzleramt?
Laschets Mann
Martin Bürger

Vor über zehn Jahren war Nathanael Liminski wohl noch einer größeren Öffentlichkeit bekannt als heute. Damals trat der junge Katholik immer wieder als führender Kopf der papsttreuen Gruppe „Generation Benedikt“ in den Medien auf, saß als Gast in Talkshows wie zum Beispiel „Hart aber fair“. 

Längst ist es ruhiger um ihn geworden, und doch ist Liminski einflußreicher denn je: Seit 2017 dient er als Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der inzwischen ja nicht nur CDU-Vorsitzender geworden ist, sondern auch Kandidat der Union im Rennen um die Kanzlerschaft. „Die rechte Hand Laschets“ nennen ihn die Medien, oder gar den „Laschetmacher“.

Verwurzelt ist der 1985 in Bonn geborene Nathanael, wie Armin Laschet, im Katholizismus. Der Sohn des langjährigen Deutschlandfunkmoderators und heutigen JF-Autors Jürgen Liminski gründete nach dem damals wegen des Auftritts Papst Benedikts XVI. vielbeachteten Weltjugendtag 2005 in Köln mit anderen das Netzwerk Generation Benedikt. Die jungen Katholiken haben sich – seit 2013 unter dem Namen „Initiative Pontifex“ – die Verteidigung des Papstes sowie der katholischen Lehre und Moral in Öffentlichkeit und Medien auf die Fahne geschrieben. 2007 gab Liminski junior unter dem Titel „Lebensfragen junger Menschen“ ein Buch mit „Antworten im Geiste des Papstes“ heraus. Und bei konservativen Katholiken unvergessen ist sein Auftritt in der Sendung von Sandra Maischberger, als er sich mit der „Porno-Rapperin“ Lady Bitch Ray duellierte, ohne sich von ihr provozieren zu lassen, und dabei souverän die Kirche und deren Positionen verteidigte. Ebenfalls 2007 erkannte der Spiegel an: „Liminski hat schon vor laufender Kamera einen ZDF-Reporter blamiert, der ihn zur Verhütung befragte, aber nicht wußte, aus welchem päpstlichen Positionspapier er zitierte.“ Und noch 2010 erläuterte der Aktivist dem Cicero, die Kirche habe „von Jesus Christus eine Wahrheit anvertraut bekommen“, an der sie nicht willkürlich „herumdeuten oder neue Wahrheiten hinzuerfinden“ könne. Insofern seien „die Reformerwartungen, die viele an die Politik stellen, bei der Kirche fehl am Platz“.

Im selben Jahr begann der Mittzwanziger als Redenschreiber des hessischen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch, bevor er ins Bundesverteidigungsministerium wechselte, wo ihn Thomas de Maizière schließlich in sein Büro holte. 2014 folgte er seinem Minister ins Innenministerium, doch von dort holte ihn kurz darauf Laschet nach NRW. Seither machte der eine steile Karriere, die, wie etliche Beobachter meinen, ohne Liminski kaum möglich gewesen wäre. Der gilt katholischen Medien „als fleißiger Aktenleser und geschickter Organisator“ sowie „wertvoller Zugang zu konservativeren Milieus“, der seinem Chef im Herbst vielleicht auch den Weg ins Kanzleramt bahnen könnte.