© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Kein Bock auf Springbock?
Wildtiere: Die Grünen wollen die sogenannte Trophäenjagd im Ausland verbieten / Mit der Idee bringen sie ausgerechnet afrikanische Länder gegen sich auf
Paul Leonhard

Die Grünen dürften erschüttert sein: Deutsches Recht finde bei der Jagd im Ausland keine Anwendung, teilte ihnen die Bundesregierung jüngst auf Anfrage mit. 

Nicht einmal europäisches Recht gelte in Afrika, allenfalls internationale Artenschutzabkommen. Hintergrund ist, daß die Verbotspartei mit Hilfe des Bundestierschutzgesetzes gegen die „Jagd zum Zweck des Trophäenerwerbs“ vorgehen möchte. Immerhin haben Jäger aus Deutschland im vergangenen Jahr Hunderte im Washingtoner Artenschutzübereinkommen gelistete Tiere als Trophäen mit nach Hause gebracht, so das Bundesumweltministerium auf Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke. Exakt 543 Jagdtrophäen wurden aus Kanada, Argentinien, den USA, Namibia, Tansania, Tadschikistan, Rußland und der Mongolei legal eingeführt: Zebras, Paviane, Elefanten, Löwen, Breitmaulnashörner, Giraffen, sogar ein Eisbär. 

„Die Zerstörung ihres Lebensraums, die Klimakrise, illegaler und auch legaler Handel bringen ganze Tier-Populationen unter Druck“, mahnt Lemke als naturschutzpolitische Specherin ihrer Partei. Doch sie wird prompt aus Afrika abgemahnt, wo die Trophäenjagd ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und gleichzeitig zum Erhalt der Populationen beiträgt. Mit ihrem auf dem Online-Bundesparteitag im November gefaßten und jetzt im Wahlprogramm erneuerten Beschluß, Wildtierhandel und Trophäenjagd „zum Schutz von Arten effektiv zu unterbinden“, spielen die Grünen zwar die Karte der mächtigen Tierschutzorganisation Peta, haben aber andererseits nicht nur den Internationalen Jagdrat (CIC) in Deutschland und den Deutschen Jagdverband (DJV) gegen sich aufgebracht, sondern sich den geballten Zorn von drei Dutzend Basisorganisationen aus dem südlichen Afrika eingehandelt. Die Grünen sollten gefälligst die „Menschenrechte respektieren“, heißt es in einem dringenden Appell, in dem die Vertreter von Millionen Afrikanern den Grünen erklären, die geforderten Jagdverbote würden die Rechte armer Menschen in Afrika auf nachhaltige Bewirtschaftung ihrer natürlichen Ressourcen mit Füßen treten. Überdies seien diese der Erhaltung der biologischen Vielfalt diametral entgegengesetzt. Die Grünen stellten „die Rechte von Tieren über unsere Rechte als Menschen“. 

Auch in der FDP-Bundestagsfraktion schüttelte man die Köpfe über den Vorstoß der politischen Konkurrenz: „Jagd in Afrika zu verbieten, ist ein völlig weltfremder Gedanke aus einem städtischen Europa“, heißt es in einer Stellungnahme der Liberalen. 

Bereits 2016 war der Versuch von Peta, gegen afrikanische Interessen in Deutschland zu punkten und ein Verbot durchzusetzen, gescheitert. In einer entsprechenden Petition schrieb der Verein, diese Form der Jagd sei unethisch und widerspreche dem Tierschutzgesetz: „Nur aus Spaß am Töten reduzieren Hobbyjäger die Populationen von Wildtieren in der ganzen Welt.“ Die notwendige Zahl der Unterschriften kam seinerzeit nicht zusammen. 

Womöglich könnte das Anliegen mit einem starken Abschneiden der Grünen im Herbst politischen Rückenwind erhalten.