© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Keine Chance auf Freispruch
Urteil im Fall George Floyd: Derek Chauvin wurde in allen Punkten schuldig gesprochen
Liz Roth

Das Urteil im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd hat hohe Wellen geschlagen. Am Mittwoch vergangener Woche sprach das Strafgericht der US-Metropole Minneapolis den ehemaligen Polizisten Derek Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig. 

Er hatte bei der Festnahme Floyds im vergangenen Mai über acht Minuten lang auf dessen Hals gekniet, obwohl der Schwarze mehrfach beklagte, keine Luft zu bekommen. Kurz darauf verstarb Floyd. Chauvin muß nun damit rechnen, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. 

Rechtsmediziner: Floyd starb wegen Herzerkrankung 

Im Raum standen drei Mordtatbestände, die sich in Vorsatz und schwere der Schuld voneinander unterscheiden und dem früheren Beamten in der Summe eine Haftstrafe von bis zu 75 Jahren bescheren könnten. Laut einer Umfrage des US-Senders CBS halten drei von vier Amerikanern die Verurteilung für richtig und angemessen. 

Der Gerichtsmediziner David Fowler aus dem US-Bundesstaat Maryland war nach der Autopsie sowie der forensischen Untersuchung hingegen zu dem Ergebnis gekommen, daß der Tod des Afroamerikaners als „unbestimmt“ und nicht als Mord hätte eingestuft werden müssen. 

„Meiner Meinung nach hatte Floyd eine plötzliche Herzrhythmusstörung aufgrund seiner Herzerkrankung“, verdeutlichte er. Fowler kommt zu dem Schluß, daß der exzessive Drogenkonsum des vorbestraften Mannes ebenfalls eine Rolle bei dessen Tod spielte. Auch während der Polizeimaßnahme befanden sich mehrere gefährliche Substanzen in seinem Blut. Für diese Ansicht muß sich Fowler nun vor den Behörden verantworten. Der Generalstaatsanwalt von Maryland, Brian Frosh, kündigte eine Untersuchung aller vergangenen Fälle Fowlers an, nachdem sich mehrere Kollegen über die Ergebnisse des Gerichtsmediziners im Fall Floyd beschwert und sie als „nicht ethisch“ eingestuft hatten. 

Sie erklärten, daß es in diesem Fall nur eine Meinung geben solle. Wie hoch der Druck in dem Fall ist, zeichnete sich bereits seit dem Tod des Afroamerikaners ab. Monatelang war es zu Ausschreitungen, Plünderungen und weltweiten Protesten der „Black Lives Matter“-Bewegung gekommen. Es sei ein Prozeß gewesen, der durch die Medien und die öffentliche Meinung geformt worden sei, faßte der konservative Kommentator Ben Shapiro das Verfahren zusammen.

Freispruch hätte zu Ausschreitungen geführt

„Derek Chauvin hatte keine Chance, freigesprochen zu werden, denn dann hätte Amerika gebrannt“, resümierte er. Sowohl US-Präsident Joe Biden wie auch seine demokratischen Parteikollegen machten sich im Vorfeld für eine Verurteilung stark. Die Medien bemühten sich zudem, so viele Informationen wie möglich über die zwölf Geschworenen zu verbreiten, die über das Schicksal Chauvins entschieden. Richter Peter Cahill hielt ihre Namen aber geheim, da er um ihre Sicherheit fürchtete, falls sie zu einem „falschen Urteil“ kämen. 

Die Rassismus-Vorwürfe gegenüber der US-Polizei dauern auch nach dem Urteil weiter an. Die Biden-Regierung hat angekündigt, die Sicherheitsbehörden sowie deren Methoden genau unter die Lupe zu nehmen und eine entsprechende Untersuchung einzuleiten.

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