© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Mit Dogecoin und Quantumscape im Spekulationsgoldrausch
Fast Milliardär geworden
Thomas Kirchner

Als gewöhnliche Programmierer arbeiteten Billy Markus und Jackson Palmer bei IBM und Adobe, als sie 2013 die Kryptowährung Dogecoin erschufen. Es war als Spaß gedacht, als Parodie auf Bitcoin. Zu ihrer Verblüffung besuchten eine Million Menschen ihre Webseite in den ersten 30 Tagen. Aus dem Nichts entstand plötzlich eine Infrastruktur von Krypto-Rechnern und Handelsplattformen. Der bisherige Höhepunkt wurde nun im April erreicht, als Dogecoin zeitweise einen Wert von 50 Milliarden Dollar überschritt – obwohl das Volumen im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen unbegrenzt ist. Die so wichtige Inflationsresistenz fehlt.

Die plötzliche Kursexplosion befeuerte das Diskussionforum Reddit, das in Corona-Zeiten schon für allerlei Spekulationsobjekte verantwortlich ist. So verabredeten „Redditer“ die Manipulation der Aktie des Computerspielhändlers Gamestop (JF 6/21). Ein ähnlicher Versuch bei Silber scheiterte. Jetzt setzen sie auf die Spaßwährung Dogecoin. Dabei zieht jede Kurssteigerung neue Kleinanleger an, die weitere Sprünge erhoffen. Die meisten dieser Anleger erleiden Verluste, die Urheber der Spekulation erzielen teils Milliardengewinne. Ein namentlich nicht bekannter Dogecoin-Anleger, der 2019 eingestiegen ist, hält digitale Münzen im Wert von derzeit 15 Milliarden Dollar.

Die Auswüchse der von Corona-Hilfen und Niedrigzinsen befeuerten Spekulationswelle betreffen auch Großkonzerne. VW hält wohl über 20 Prozent an der Firma Quantum­scape, die 2020 mit Hilfe eines Börsenmantels (Spac; JF 10/21) an die New York Stock Exchange ging. Das kalifonische Unternehmen hatte in der Spitze einen Wert von 35 Milliarden Dollar, weil Hoffnungen auf märchenhafte Gewinne trotz fehlender Umsätze für Unterstützung in Diskussionsforen sorgte. Anfang April investierte VW weitere 100 Millionen Dollar und bekam dafür 15 Millionen Aktien, die rund eine halbe Milliarde wert sind. Doch ob VW sich der Verzehnfachung seiner Gesamtinvestition von 300 Millionen je erfreuen wird, steht in den Sternen. Ein Leerverkäufer, Scorpion Capital, wittert Betrug: Die Feststoffbatterien für E-Autos seien noch im Entwicklungsstadium, viele technische Probleme ungelöst. Von einer Massenproduktion sei die Firma noch weit entfernt. Selbst VW-Experten zweifeln an den Wunderakkus. Nach der Veröffentlichung des 188seitigen Berichts brach der Quantumscape-Kurs ein, liegt aber immer noch bei rund einem Drittel seines Spitzenwertes vom Dezember.

Der Softwareingenieur Billy Markus hatte kein Glück im Spekulationsgoldrausch: Schon 2015 habe er seine Dogecoins verkauft, als er entlassen worden war und seine Ersparnisse zur Neige gingen. Die Erlöse reichten für einen gebrauchten Honda. Heute reicht der 50-Milliarden-Wert von Dogecoin zum Kauf der ganzen japanischen Firma Honda.