© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Blick in die Medien
Es grünt in den Redaktionsstuben
Tobias Dahlbrügge

Die Grünen haben ihre Parteivorsitzende Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert und viele deutsche Redakteure kriegen sich vor Enthusiasmus kaum noch ein. So auch der Privatsender ProSieben, der die begabte Trampolinspringerin im Interview maximal hofierte. Die Moderatoren Katrin Bauerfeind und Thilo Mischke klatschten im Anschluß an die Wohlfühl-Befragung begeistert Beifall. 

Da wollen andere Schreiber nicht hinten anstehen: Der Berliner Tagesspiegel lobte Grünen-Chef Robert Habeck dafür, seiner Amtskollegin den Vortritt als Kanzlerkandidatin gelassen zu haben. Die von Zwangsgebühren finanzierte ARD-„Tagesschau“ ist sich sicher: Baerbocks Nominierung „beflügelt auch die Hoffnungen der Grünen in Europa“. Die taz schildert, „wie aus einer Fachpolitikerin ein Politstar wurde.“ Der Stern findet, ihre Aufstellung „naheliegend und mutig“ zugleich.

Posener denkt bei Baerbock-Rede an Martin Luther Kings „I have a dream“ 

Funk, das junge Onlineangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, legt noch eine Schippe drauf und jubelte, Baerbock habe genausoviel Feuer wie Habeck und biete der Männerwelt im Parlament die Stirn.

Alan Posener empfand in einem Zeit-Kommentar die Nominierungsrede der 40jährigen als rührend und griff offenbar gleich zu Taschentüchern: „Selten bewegen mich politische Reden. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich Martin Luther Kings ‘I have a dream’ höre. Damit ist die Latte ziemlich hoch gelegt. Und doch muß ich gestehen: Annalena Baerbocks Rede zur Annahme der Kanzlerkandidatur hat mich bewegt.“ Schnief! 

Nicht zuletzt die Rheinische Post ist entflammt: Für die Grünen sei jetzt „alles drin“. Auch die Stuttgarter Nachrichten freuen sich schon auf eine „epochale Zeitenwende“. Und die Hannoversche Allgemeine, bei der die Obergrüne einst volontierte, gesteht: „Die Freude ist riesig.“ Na dann muß es ja was werden.