© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/21 / 30. April 2021

Syrien-Politik wird durch Politik für Exil-Syrer ersetzt
Diaspora der traditioneller Denkenden
(dg)

Mit 832.000 Personen stellen Syrer nach Türken (1,4 Millionen) und Polen (863.000) hierzulande die drittgrößte Migrantengruppe. Sie haben angesichts starker monatlicher Zugänge auch ohne generös gewährten Familiennachzug beste Chancen, demnächst auf Platz 2 vorzurücken, denn allein im Corona-Monat Februar 2021 zählte das Bundesamt für Migration 3.085 neue syrische Asylantragssteller. Keine Minderheit ist in derart kurer Zeit so gewachsen, denn 2010 lebten nur 30.000 Syrer, zumeist Studenten, Intellektuelle und/oder politisch Verfolgte in Deutschland. Die nach 2015 eingeströmte Masse der Syrer sei hingegen, wie die Journalistin Kristin Helberg in ihrem Report über die syrische Diaspora hierzulande berichtet (Blätter für deutsche und internationale Politik, 4/2021), „weniger gebildet, traditioneller denkend“ und entschlossen, „Traditionen und Werte möglichst vollständig hier weiter zu pflegen“. Von der Rückkehr dieser Gruppe, der völkerrechtlich nur subsidiärer Schutz gewährt wurde, gehen Berlin und Brüssel nicht mehr aus, da man statt „Syrien-Politik“ nun „Politik für Syrer“ im Exil mache. Trotzdem glaubt Helberg, daß zumindest einige der durch Integration von ihren „autoritären Prägungen“ befreiten Syrer „mittelfristig“ zum demokratischen Wandel in ihrem Heimatland beitragen könnten. 


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