© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Aufgeschnappt
In eigener Sache
Matthias Bäkermann

Im Vorlauf der gerade stattfindenden „Woche der Meinungsfreiheit“ gab es eine regelrechte Flut an Wortmeldungen, die das hohe Gut der freien Debatte priesen. Sogar eine „Charta“ wurde verabschiedet (Seite 13) und allerlei Preise verliehen. Bereits Ende April hatte die US-Bürgerrechtsinitiative Freedom Forum Institute die Youtube-Chefin Susan Wojcicki mit dem „Free Expression Award“ ausgezeichnet. Diesen Preis für freie Meinungsäußerung bekam die Top-Managerin des Tech-Riesen überreicht, weil „Susan als Youtube-CEO in einigen der kritischsten Probleme im Zusammenhang mit der freien Meinungsäußerung steht“, wie das US-Magazin Newsweek (17/21) aus der virtuellen Verleihungszeremonie zitierte. Auf die immer umfangreicheren Zensurmaßnahmen bei Youtube ging Wojcicki in ihrer Videopräsentation (natürlich auf Youtube) nicht ein, deutete aber an, daß es ihr großes Anliegen sei, „das Recht der Menschen auf freie Meinungsäußerung mit dem Schutz der Community vor schädlichen Inhalten in Einklang  zu bringen und sicherzustellen, daß es Grenzen gibt“ – vor allem gegenüber „Haß-Content“. Wer diesen politisch definiert, darüber ließ die 52jährige die Zuschauer genauso im unklaren wie über den Hauptsponsor des „Free Expression Awards“: nämlich Youtube.