© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Lesereinspruch

Verkehrte Einschätzung

Zu: „Ein Condottiere verwaltet Europa“ von Eberhard Straub, JF 18/21

Gegen ein wenig Provokation habe ich nichts. Wenn sie denn mit Fakten und Ironie aufwarten kann. Für die Einschätzung Eberhard Straubs, Napoleon sei als ein „erstes großes Opfer des Westens“ zu bewerten, fehlt aber leider beides. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. 

Der selbsternannte Kaiser war stolz darauf, die westlichen Hilfsvölker als Kanonenfutter für seinen verbrecherischen Größenwahn einsetzen zu können. So ist laut dem Protokoll Metternichs von Napoleon folgende Einlassung überliefert: „Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Polen und die Deutschen geopfert“. Konkret (so die Zahlen bei Wikipedia) fielen 30.000 Westfalen, 16.000 Wüttemberger, 7.000 Badener, Tausende von Bayern, Sachsen und Mecklenburger allein 1812 für Napoleon, pardon: den Kampf gegen den Westen. Doch Moment! Diesen Kampf führten Dschingis Khan, Attila oder der Mahdi ja auch irgendwie. Demnächst darüber etwas in der JF? Auch Mohammed mal in einem neuen Licht? Bin gespannt.

Dr. Otto Thoenissen, Dortmund