© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Ländersache: Schleswig-Holstein
Auf, Matrosen, ohé, einmal muß es vorbei sein
Christan Vollradt

Das Land zwischen den Meeren ist aus naheliegenden Gründen auch ein Hort maritimer Traditionspflege. Doch die Neuigkeiten in diesem Themenfeld kommen gerade nicht vom Sonnendeck: Zum einen wird die „Gorch Fock“ erst später wieder in See stechen können. Zum anderen bröckelt das berühmte Marine-Ehrenmal in Laboe und wird so zum millionenschweren Sanierungsfall. 

Ursprünglich war geplant, daß das Segelschulschiff der Marine nach über fünfjähriger Instandsetzung Ende dieses Monats wieder in See stechen kann (JF 9/21). Doch Ende vergangener Woche teilte die Lürssen-Werft mit, der Termin sei nicht einzuhalten. „Beginnend mit der zweiten Corona-Welle Anfang des Jahres und aktuell verstärkt durch die dritte Welle haben wir an zahlreichen und entscheidenden Schnittstellen einen erheblichen Personalmangel zu beklagen, den wir zur Erreichung des geplanten Ablieferungstermins am 31. Mai 2021 nicht mehr kompensieren können“, begründete der Geschäftsführer des Bremer Unternehmens, Tim Wagner, die Verzögerung. Bis zum Spätsommer wird es wohl dauern, daß die Dreimastbark einsatzfähig ist. Dabei hatte die Marine eigentlich für Juli bereits die erste Ausbildungsfahrt in skandinavische Gewässer geplant.

Die „Gorch Fock“ sei „ein nationales Symbol“, die Marine brauche sie „dringend für die frühe Ausbildung der jungen Menschen, unserer Offiziersanwärter, die dort lernen, tatsächlich zur See zu fahren“, hatte der gerade in den Ruhestand verabschiedete ehemalige Inspekteur der kleinsten Teilstreitkraft, Vizeadmiral Andreas Krause, in einem Interview gesagt. Das Segelschulschiff stehe für die „seemännische Grundausbildung und verbindet unsere Offiziere mit dem Element See“.

Immerhin stellte Lürssen-Chef Wagner klar, daß seine Werft die nun entstehenden Mehrkosten übernehmen werde. Branchenkenner gehen davon aus, daß Ausfälle in den Lieferketten für die Verzögerungen verantwortlich sind. Dabei war man zu Beginn dieses Jahres noch optimistisch, trotz der Einschränkungen „ohne wesentliche Störungen durch die aktuelle Krise“ zu kommen, hatte die Personalchefin von Lürssen, Lena Ströbele, im Februar dem Fachmagazin Maritime Security and Defence mitgeteilt.

Aufwendige Sanierungsarbeiten stehen auch beim Marine-Ehrenmal in Laboe an. An dem markanten und weithin sichtbaren Turm an der Kieler Förde müssen rund 5.000 der insgesamt etwa 340.000 Steine ausgetauscht und hundert Kilometer Fugen erneuert werden. Der Grund: Wasser ist in das fast hundert Jahre alte Wahrzeichen eingedrungen – so kam es im Winter zu Frostschäden. Steine waren abgeplatzt und in die Tiefe gefallen.

Der Deutsche Marinebund als Eigentümer des ursprünglich für die gefallenen deutschen Marinesoldaten des Ersten Weltkrieges errichteten, mittlerweile den „auf See Gebliebenen aller Nationen“ gewidmeten Mahnmals rechnet mit Kosten von 4,6 Millionen Euro. Dafür will er 2,25 Millionen Euro Fördermittel des Bundes und 460.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein beantragen. Aus eigenen Mitteln will der Verband 800.000 Euro beisteuern, die restlichen rund 1,2 Millionen sollen durch Spenden gedeckt werden, erläuterte Marinebund-Präsident Heinz Maurus. Nächstes Jahr will man mit der Sanierung beginnen.