© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Tesla vermeldet Rekordumsätze und hohen Quartalsgewinn
Bitcoin statt Elektroauto
Thomas Kirchner

Trotz Rekordumsätzen schafft es Tesla nicht, mit dem Verkauf von Autos echte Gewinne zu erwirtschaften. Stattdessen spekuliert Elon Musk erfolgreich mit Bitcoins. Insgesamt 438 Millionen Dollar Quartalsgewinn verzeichnete Tesla – besser als 2018 und 2019, wo 700 Millionen Dollar Verlust pro Quartal normal waren. Doch beim Blick tiefer in die Zahlen sieht es düster aus: 518 Millionen verdiente die E-Auto-Firma durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten, weitere 101 Millionen mit dem Kryptogeld.

Ohne diese beiden Posten hätte der Verlust bei 181 Millionen Dollar gelegen. Der Absatz stieg im 4. Quartal von 180.570 auf 184.800 Autos. Das magere Wachstum geht auf den Produktionsstillstand bei den teuren Modellen S (Limousine) und X (SUV) zurück. Ob deren Produktionswiederaufnahme aber endlich zu Gewinnen im Kerngeschäft führen wird, ist fraglich, denn die Konkurrenz wächst. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Tesla-Fahrzeuge sank um 13 Prozent.

Trotzdem stiegen die Bruttomargen auf 22 Prozent und dürften noch höher ausfallen, wenn die Modelle S und X wieder geliefert werden. Optimist Musk hofft, Tesla könne weltweit 20 Millionen Fahrzeuge verkaufen – so viel wie Toyota und VW zusammen. Das Modell Y werde das meistverkaufte Auto der Welt, den Toyota Corolla, übertrumpfen. Doch Teslas globaler Marktanteil liegt unter einem Prozent, der Börsenwert liegt aber bei 700 Milliarden Dollar. Die Top Fünf der Branche (Toyota, VW, Ford, Honda, Nissan) verkaufen zusammen ein Drittel aller Autos weltweit – sie haben zusammen einen Marktwert von nur 200 Milliarden Dollar. Tesla-Influencer verweisen auf das Potential: neben Autos auch Solardächer, Akkus, Ökostromspeicher und jetzt auch Bitcoin.

Allein mit dem Kryptogeld im Wert von derzeit 1,5 Milliarden Dollar wird Tesla nicht seinen Marktwert verdienen können. Solardächer und Stromspeicher bleiben Ideen, die vielleicht einmal etwas werden können, vielleicht auch nicht. Akkus sind langfristig keine Garantie für Erfolg, denn sollten Festkörperbatterien (JF 18/21) marktreif werden, sind Teslas Lithium-Ionen-Akkus über Nacht obsolet. Kurzfristig belasten Musks Aktienoptionen das Ergebnis. 300 Millionen Dollar waren es zuletzt. Weitere 700 Millionen kommen in Zukunft dazu.

Der Wettbewerb im Markt mit E-Autos nimmt zu, auch wenn Kunden bisher noch zurückhaltend sind. Sollten Elektroantriebe wirklich zum Renner werden, braucht kein Hersteller mehr die Zertifikate von Tesla zu kaufen. Wenn es Tesla dann immer noch nicht schafft, im Kerngeschäft Gewinne zu erzielen, wird es eng. Andererseits könnte Tesla kurz davor stehen, die Kurve zu kratzen. Das laufende Quartal sollte Anlegern Klarheit über die Überlebensfähigkeit verschaffen. Aber selbst im besten Fall ist die Aktie zu hoch bewertet.