© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Laienforscher im Kulturkampf gegen Rechts
Wenig beachteter Literaturhistoriker
(wm)

Weimar, die „symbolisch aufgeladene Goethe- und Schiller-Stadt mit ihren deutschlandweit wirkmächtigen Kulturinstitutionen“ sei in der nach ihr getauften Republik ein „Magnet für völkische Schriftsteller“ gewesen. Mit einigen Namen belegen können der Politologe Niels Hegewisch und der Historiker Knut Langewand diese Behauptung aber nicht. Sie beschränken sich daher in ihrem Aufsatz über „Hitlers liebsten Literaturhistoriker“ (Katapult, 21/2021) auf den seit 1895 in Weimar wirkenden Adolf Bartels (1862–1945). Die von diesem „Vordenker des Antisemitismus“ in Thüringen gesponnenen „rechten Netzwerke“ stellten ein „dunkles und wenig beachtetes Kapitel deutscher Kulturgeschichte“ dar, das mit Blick auf die „völkischen Politiker und ihre bürgerlichen Steigbügelhalter von heute noch nicht abgeschlossen ist“. Daran ist soviel richtig, daß der Journalist Bartels bisher von Hegewisch, der in Ulan-Bator ein Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung leitet, und Langewand, der als Kreisarchivar in Warendorf ebenfalls keine Staatsbibliothek in Reichweite hat, „wenig beachtet“ worden ist. Denn sonst hätten sie nicht als sein „Hauptwerk“ eine „literaturhistorische Enzyklopädie ‘Die Deutsche Dichtung’“ frei erfunden. Ebenso ist dem wohl auf Geld aus dem Topf „Kampf gegen Rechts“ spekulierenden Duo, einer Westentaschenvariante von Flauberts tumben Laienforschern „Bouvard et Pécuchet“, der seit 1990 aufgehäufte Berg an zumeist „politisch korrekt“ kontaminierter Literatur über den nach 1918 geschlossenen „faustischen Pakt“ (W. Daniel Wilson, JF 42/18) zwischen Völkischen und Nationalkonservativen entgangen. 


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