© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Zeitschriftenkritik: Frieden
Kriegsgräberfürsorge will versöhnen
Werner Olles

Als Schwerpunktthema befaßt sich die aktuelle Ausgabe (1/2021) der zweimal jährlich im 94. Jahrgang vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. herausgegebenen Mitgliederzeitschrift Frieden mit dem „Unternehmen Barbarossa“. In seinem Editorial schreibt General a.D. Wolfgang Schneiderhahn, der Präsident des Volksbundes, vom „deutschen Überfall auf die Sowjetunion“ und vom „verbrecherischen Angriffskrieg“, der sich im Juni zum 80. Mal jährt. Doch ist es inzwischen auch unter seriösen Historikern umstritten, ob es ein „Angriffkrieg“ oder ein sogenannter „Präventivkrieg“ war. Letztere These wird primär von osteuropäischen und sogar russischen Historikern diskutiert. Dies bedeutet keineswegs, die entsetzlichen Verbrechen der berüchtigten Einsatzgruppen vor allem an jüdischen Bürgern, die in der Regel ohne Wissen und im Rücken der Deutschen Wehrmacht passierten, zu bagatellisieren oder gar zu leugnen. Daher ist die Versöhnungsarbeit des Volksbundes „angesichts der bedauerlichen Abkühlung des deutsch-russischen Verhältnisses“ (Schneiderhahn) auch begrüßens- und unterstützenswert. Redlich wäre es jedoch darauf hinzuweisen, daß diese „Abkühlung“ hauptsächlich an der deutschen Außenpolitik liegt.

Sehr berührend ist der Beitrag von Jerzy B. Parusel „Erinnerungen statt Gräber“. Sein Vater kämpfte als Wehrmachtssoldat in Italien, während sein Onkel im 2. Polnischen Korps der Anders-Armee diente und während dieser Kämpfe praktisch seinem Bruder gegenüberstand: Leid und Verstrickungen in Kriegszeiten. Es sind gerade solche Beiträge über tragische Kriegsbiographien, die viel zur gegenseitigen Verständigung beitragen können. 

Was jedoch ein Artikel über die „Omas gegen rechts“ der scheidenden Generalsekretärin Daniela Schily in der Zeitschrift zu suchen hat, erschließt sich dem Leser nicht. Die von Schily wegen ihrer „aktiven Haltung gegen rechtsextreme Tendenzen in unserer Gesellschaft“ hochgelobten „Omas“, die sich natürlich auch aktiv gegen AfD-Kundgebungen und an sogenannten „Rettungsketten“ beteiligen, und damit die illegale Masseneinwanderung nach Europa aus dem Nahen Osten und Afrika unterstützen, wissen vermutlich nicht, daß bereits Aristoteles in seiner „Politea“ davon sprach, daß kein Staat und keine Gesellschaft ohne ein Mindestmaß an ethnischer und kultureller Homogenität bestehen kann.

Zwei weitere Beiträge befassen sich mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 im Spiegel der Publikationen sowie mit der Suche nach Toten des Ersten Weltkriegs im sogenannten Winterbergtunnel nordöstlich von Paris. Außerem infomiert ein Text über vier neue beziehungsweise aktualisierte Ausstellungen des Volksbundes auf europäischen Friedhöfen. Das Heft beschließt eine Arbeitsbilanz im Pandemie-Ausnahmezustand.

Daß etwa ein Drittel der Leserbriefschreiber mit dem Kurs, den die Zeitschrift eingeschlagen hat, nicht einverstanden ist, spricht Bände. 

Kontakt: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Sonnenallee 1, 34266 Niestetal.

 www.volksbund.de