© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Frisch gepresst

Schwarz und Weiß. „Schwarz und Weiß war das Preußische bereits in seinen Anfängen: der asketische Sinn von Zisterziensern wie Deutschherren hatte sich unwillkürlich für die Wahl dieser ernsten abstrakten nordischen Farben entschieden, die in ihrem Verzichte auf Buntheit eigentlich gar keine Farben sind.“ Dieses Zitat aus Arthur Moeller van den Brucks „Der Preußische Stil“ (1922) kommt in Andrew Stüves Versuch, anhand der Biographien von zwei Philosophen, Fichte und Hegel, und zwei Soldaten, Blücher und Moltke, „Hauptwesenszüge“ des Preußentums zu erkunden, zwar nicht vor, doch läßt sich des Verfassers Psychologie der „preußischen Seele“ unbewußt von der glücklichen Formel „Verzicht auf Buntheit“ leiten. Verkörpert das vom ihm präsentierte Quartett doch all das, was die „einladende Einwanderungspolitik“ (Annalena Baerbock) treibende „Bunte Republik“ in dem Wahn über Bord geworfen hat, es für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht mehr zu benötigen: „Liebe zum Eigenen, Selbstzucht, Pflichterfüllung, Gemeinschaftssinn bis zur völligen Hingabe an das Gemeinwohl, idealistische Transzendenz“. (ob)

Andrew Stüve: Schwarz und Weiß. Eine preußische Geistesgeschichte, Landt Verlag, Berlin 2020, gebunden, 263 Seiten, Abbildungen, 21 Euro





Marine. Die „Fragestellung nach dem Wesenskern unserer Marine“ zu beantworten ist kein geringer Anspruch des von der Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) nach 2018 initiierten Projektes „Wir sind Marine“, zu dem jetzt ein publizistischer Beitrag vorliegt. Das von Guntram Schulze-Wegener herausgegebene Buch präsentiert eine historische Rückschau auf die 173jährige deutsche Marinegeschichte, gibt einen Überblick über Ethos und Tradionsverständnis von heute und stellt anhand von zehn biographischen Skizzen unterschiedlicher Dienstgrade und Verwendungen den Einsatz der blauen Jungs (und Mädchen) dar. Dem gängigen Jargon folgend, erklärt der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Mann, in seiner „Standortbestimmung“ die Identität der Truppe, die geeint sei „durch den Eid auf unsere Verfassung und die Bereitschaft, für die Werte unseres Grundgesetzes zu kämpfen“. Der tatsächliche Eid der Bundeswehr, nämlich „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“, scheint Mann wohl nicht mehr zeitgemäß. (bä)

Guntram Schulze-Wegener: Kurs Marine. Tradition, Werte, Selbstverständnis. Mittler Verlag, Hamburg 2021, broschiert, 190 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro