© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/21 / 07. Mai 2021

Kabinenklatsch
Possen auf Schalke
Ronald Berthold

Erschließt der mit einer Viertelmilliarde verschuldete FC Schalke neue Geldquellen? Ein Film über das, was sich in dieser Saison beim Absteiger abgespielt hat, könnte zur Erfolgskomödie à la „Schtonk!“ werden und die Kinokassen brummen lassen. Über die Possen habe ich mich jedenfalls ein Jahr lang köstlich amüsiert.

Da ist einer von vier Trainern, der die Namen seiner Kicker nicht behalten kann und die Videoanalysen der Gegner ausfallen läßt, weil er auch deren Spieler nicht kennt. Christian Gross versucht stattdessen, mit seinem Sprachtalent zu glänzen. Problem: Er redet Deutsche auf Französisch und Araber auf Englisch an.

Die verdrehen nur noch die Augen. Can Bozdogan bezeichnet der Übungsleiter öffentlich als „Erdogan“, und Alessandro Schöpf heißt bei ihm „Massimo Schüpp“. Die Spieler, die sportlich wenig zu lachen haben, legen sich bei Instagram das Fake-Profil „Massimo Schüpp“ zu. Dort verabschieden sie ihren tüddeligen Trainer Christian Gross nach fünf Punkten aus zehn Spielen mit dem Schenkelklopfer: „Es war nicht alles schlecht. Danke, Ottmar.“

Der holländische Trainer besuchte die Spielerfrauen, um mit ihnen Videobotschaften aufzunehmen.

Dann gibt es noch Manuel Baum, der nach vier Punkten aus zehn Spielen gehen muß. Im Umgang mit der schwer zu bändigenden Gossen-Truppe versucht er sich zwischendurch als Sozialarbeiter: Statt zu trainieren, müssen die Kicker Werte auf eine Flipchart schreiben, an die sie sich fortan halten wollen.

Hilft genausowenig wie der Psycho-Trick von Legende Huub Stevens, der für ein Spiel einspringt und null Punkte holt. Der Holländer besucht die Spielerfrauen und nimmt mit ihnen Videobotschaften für die Dauerverlierer auf. Am Ende sind sie auf dem Platz wieder mal schlechter als im Bett.

Gross wiederum versucht es mit Schokolade aus seinem Land. Die soll die beste der Welt sein, erzählt der Schweizer. Wer sich gut betrage, der soll ein Stückchen bekommen. Viel hat er nicht verteilt. Ob Toblerone nächstes Jahr wenigstens den Abstieg in die 3. Liga verhindern kann? Für mehr Prämien dürfte kein Geld da sein. Es sei denn, es kommt der Film.