© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

CSU orientiert sich am Kurs der Grünen
Selber denken
Antje Hermenau

Hört man neuerdings CSU-Chef Markus Söder sprechen, fragt man sich, ob er schon den Aufnahmeantrag bei den Grünen in der Tasche hat. Er will entschlossener die Klimaziele umsetzen – wieder mal. Dabei könnte sein Verhalten der Union grundsätzlich sogar nützen. Allerdings nur, wenn Söder es schaffen würde, nicht wie ein Nachahmer in der politischen Landschaft zu stehen. Wer die Grünen kopieren will, erregt Belustigung und stärkt sie. Wer es aber schafft, das Alltagsthema Umwelt- und Klimaschutz frei von grüner Ideologie und Umkremplungsgedanken für die ganze Gesellschaft sinnvoll, maßvoll und konzentriert nach vorne zu bringen, der könnte gewinnen. Die Umsetzung muß auf der Marktwirtschaft beruhen und den Mittelstand einbeziehen. 

Das ist klassisch konservativ: ändere nichts, wenn es gut ist. Ändere, wenn du etwas ändern mußt, im Rahmen des bisherigen Lebens, aber gerne konsequent. Nun kennen wir alle Söder. Diese Ernsthaftigkeit traut man ihm ja gar nicht zu. Man denke etwa an das Wahljahr 2018 in Bayern, als der Ministerpräsident die AfD klein halten wollte, indem er ihre Thesen aufgriff. Wer ein allgemeines Thema nicht aus seiner eigenen Sicht und mit seinen eigenen Ideen fundiert darstellen kann, verliert.






Antje Hermenau war von 1990 bis 2014 sächsische Landtags- sowie Bundestagsabgeordnete für die Grünen und trat 2015 nach 25 Jahren aus der Partei aus.