© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

Aufgeschnappt
Bunte Federn
Matthias Bäkermann

Da hat die Redaktion der Wissenschaftszeitschrift Forschung & Lehre aber voll in die Sahne gehauen und grundlegende Maßstäbe linker Identitätspolitik mißachtet. Zumindest bei Ursula Stenger, Autorin des Beitrags „Warum tun wir das? Spiel als Bestimmung des Menschen“ in der Aprilausgabe, konnte sie mit der Präsentation ihres Beitrags nicht punkten. Deshalb hat die Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheit und Familie an der Universität zu Köln in der aktuellen Ausgabe von Forschung & Lehre einen korrigierenden Hinweis durchgesetzt.

Was war passiert? Als Illustration ihres dreiseitigen Artikels wurde ein Bild eines blonden, etwa sechsjährigen Jungen gewählt, der als Indianer verkleidet auf einem Spielzeugpferd sitzt. Von diesem „ohne Absprache von der Redaktion verwendeten Bild“ distanziert sich die 56jährige Pädagogin „unter Hinweis auf kulturelle Aneignung ausdrücklich“. Von Stengers kultursensibler Zurechtweisung augenscheinlich schwer getroffen, vermeidet die Redaktion in der jetzt abgedruckten Korrektur folgsam, das Corpus delicti – ein Kind beim Indianerspiel – überhaupt zu benennen: Stattdessen ist nun ganz diskriminierungsfrei von „einem Jungen mit gefärbten Federn im Haar“ die Rede.