© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

Volker Bruch. Der Schauspieler will der Corona-kritischen Partei „Die Basis“ beitreten.
„Aus der Ecke holen“
Filip Gaspar

Volker Bruch hat einen Aufnahmeantrag bei der sogenannten Querdenker-Partei „Die Basis“ (siehe Seite 5) gestellt, und erneut ist die Empörung groß. Besonders da er bereits als einer der Initiatoren der verhaßten Aktion #allesdichtmachen gilt, die mit ihren kurzen Videoclips, in denen satirische Kritik an den Corona-Maßnahmen geübt wird, für Wut und Zorn gesorgt hat.

Seit 2009 ist der gebürtige Münchner mit der Schauspielerin Miriam Stein liiert, die ebenfalls bei #allesdichtmachen dabei ist. Gemeinsam leben sie mit Kind auf dem Land in Brandenburg. Nach dem Schauspielstudium entschied sich der 1980 als Sohn eines Bundesdeutschen und einer Österreicherin geborene Doppelstaatler gegen eine Karriere beim Theater und für Film und Fernsehen. Nach kleineren Rollen gelang ihm der Durchbruch in der allerdings bis zum Abstrusen politisch korrekten Verfilmung „Der Rote Baron“ (2008), in der er Lothar von Richthofen spielte, den Bruder des deutschen Fliegerasses Manfred von Richthofen. 

Größere Bekanntheit erlangte Bruch durch eine Hauptrolle als erst schneidiger, dann gebrochener Wehrmachtsleutnant im TV-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ (2013), vor allem aber mit seiner Darstellung des cleveren, doch kriegstraumatisierten Kriminalkommissars Gereon Rath in der ARD-Sky-Serie „Babylon Berlin“ (seit 2017). Dieser gerät im Lauf der 1929 spielenden Handlung immer mehr in die Kreise der erstarkenden Nationalsozialisten, ohne selbst einer zu werden. Manch Zyniker könnte versuchen, Parallelen zwischen Bruchs Werdegang und dem Raths zu ziehen. Dabei ist Bruch politisch durch alles andere als „rechte“ Aktionen aufgefallen. Tatsächlich zählt er zu den Erstunterzeichnern der Stiftung „Jeder Mensch e.V.“, die sich „für zusätzliche Grundrechte in Europa“ einsetzt, nämlich auf den Feldern Umwelt, digitale Selbstbestimmung, Künstliche Intelligenz, Wahrheit und Globalisierung. Vor allem der Punkt „Wahrheit“, in dem es heißt, jeder Mensch müsse das Recht haben, daß Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen, erscheint vor dem Hintergrund der Corona-Politik in besonderem Licht. Zudem sammelte Bruch nach dem Brand des Lagers Moria im Herbst Spenden für Migranten dort im Rahmen der Aktion „Los für Lesbos“.

 Die Produktionsfirma von „Babylon Berlin“, ARD Degeto, hat sich im Streit um #allesdichtmachen nicht gegen Bruch gestellt und geschwiegen. So steht er nun wieder vor der Kamera, trotz der erneuten Vorwürfe wegen seines Parteiaufnahmeverfahrens. Im WamS-Interview erklärte Bruch nun seine Motive: Mit seinem Einsatz wolle er die Kritik an den Corona-Maßnahmen aus der „als extremistisch gebrandmarkten Ecke holen“, weil sich dann auch andere trauten, „etwas zu sagen“. Doch versuche man ihn ob seiner Kritik „zu kriminalisieren“. Fazit: „Ich fühle mich von den regierenden Parteien momentan nicht repräsentiert.“