© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

CD-Kritik: Beethoven, Teodor Currentzis
No 7
Jens Knorr

Nach dem verhallenden Quartsextakkord der Holzbläser, ungewöhnlich für einen Eröffnungsakkord, heben Violen und Celli die rhythmischen Konturen eines Liedes aus dem Nichts, dessen Thema, einem kleinrussischen Volkslied entlehnt, die Violinen entbinden, bevor es wieder ins Nichts zurücksinken kann. So geheimnisvoll, jedoch keinesfalls ängstigend, beginnt der zweite Satz von Beethovens Siebter, wenn ihn das Ensemble MusicAeterna unter dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis spielt.

Derart Überraschungen bietet das lang erwartete Geschwisteralbum zu Beethovens Fünfter zuhauf, beide im August 2018 im Wiener Konzerthaus eingespielt (JF 30-31/20). Dieses zweite Beethoven-Album hält allenthalben, was der Name Currentzis, aber zum Glück nicht, was das Werbegedöns verspricht, mit dem es in den Handel gedrückt wird. Wieder treibt der Dirigent die Ausdruckscharaktere in die Extreme, dorthin, wo sie sich berühren und Funken schlagen, selbst wenn es die Extreme Beethovens nicht mehr in jedem Falle zu sein scheinen. Der Hörer inmitten, in dessen Ohr sich die formale Vollkommenheit dieser Symphonie erst herstellt. Die möchte Currentzis als den Widerhall klassisch-antiker Architektur gehört haben.

Wir sind bei uns nicht angekommen, solange Beethoven unsre Symphonien schreibt.

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 7 Sony Classical 2000  www.sonyclassical.de www.teodor-currentzis.com