© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

Kabinenklatsch
Um Fußball geht es jedenfalls nicht
Ronald Berthold

Blicken Sie noch durch? Ich nicht. Wer kämpft da eigentlich gegen wen? Fest steht: Jeder gegen jeden oder: Pack schlägt sich, aber beim DFB verträgt es sich nicht. Das Stück, das Deutschlands Fußball-Funktionäre seit Monaten aufführen, vergrault ja den letzten Regenbogenfahnen-Schwinger. Dabei hat der Verband die doch so gern. Peinlich ist die Nummer auch, weil der DFB mit der Politischen Korrektheit knutscht, bis es quietscht.

Zum obersten Wächter über das, was gesagt werden darf, hatte sich DFB-Präsident Fritz Keller aufgeschwungen. Der zum grünen Lager gehörende Winzer lebt nach dem Motto, wenn Moral gut ist, dann ist Doppelmoral doppelt so gut. Kurzum nannte er seinen Vize, den SPD-Mann Rainer Koch, einen „Freisler“. Koch ist nämlich wie einst der NS-Blutsäufer hauptberuflich Richter.

Koch will seinen gut dotierten Job behalten und stemmt sich gegen eine Amtsenthebung.

Der einflußreiche Sozi schlug nicht nur die Bitte um Entschuldigung aus, sondern auch zurück. Er mobilisierte die DFB-Regionalfürsten, und die forderten wiederholt Kellers Rücktritt – zuletzt mit 33 Ja-Stimmen, bei drei Enthaltungen. Doch Keller will seinen 246.000-Euro-Job behalten und bleibt einfach im Amt. So viel, wie alle dachten, scheint sein Weingut auch wieder nicht abzuwerfen.

Keller pilgerte sogar zur 88jährigen Charlotte Knobloch, um sich von der Ex-Vorsitzenden des Zentralrats der Juden Absolution erteilen zu lassen. Und die erhielt er auch. Kam trotzdem nicht gut an. Denn Knoblochs Sohn Bernd ist der Chef der DFB-Ethikkommission, die über Kellers komische Namensverwechslung beriet. Jetzt steht der Freiburger als erster Präsident dort, wo normalerweise über brutale Treter auf dem Platz geurteilt wird: vor dem DFB-Sportgericht.

Dann ist da noch der verschlagene Generalsekretär Friedrich Curtius, der einfach mal so Kellers Büroleiter gefeuert hat. Oder DFL-Chef Christian Seifert, der sich wiederum eine öffentliche Schlammschlacht mit Freis…, pardon Koch, liefert. Wer nun mit wem oder gegen wen, ich kapier’ es nicht mehr. Erst recht nicht, worum es geht. Um Fußball jedenfalls nicht.