© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/21 / 21. Mai 2021

Diskussionen über grüne Kanzlerkandidatin Baerbock
Geschlecht toppt Können
Birgit Kelle

Man stelle sich kurz vor, ein Robert Habeck hätte, um seine Qualifikation als Spitzenkandidat seiner Partei mit Annalena Baerbock zu vergleichen, vor laufender Kamera zu ihr gesagt: „Ich Doktor der Philosophie, du Kühemelken.“ Wir würden uns vor lauter weiblicher Empörung im Netz kaum retten können. Er könnte auch als bisheriger Medienliebling anschließend einpacken – doch nur ein sexistischer weißer Mann, Grün hin oder her! Die Qualifikation einer Frau stellt man nicht in Frage. Sie kann alles, auch mit fachlich luftigem „Völkerrechtler“-Abschluß aus London. Sie ist schließlich eine Frau, was will man mehr? 

Also hat er sich in einem NDR-Interview wie ein Trottel vorführen lassen von Baerbock, die mit „Ich Völkerrechtsexpertin, er Schweinebauer“ stattdessen das Gelächter des Publikums auf ihrer Seite hatte. Geschlecht toppt Qualifikation, Mann muß darüberstehen. Es ist die Lektion, die nicht nur grüne, sondern alle Männer gut lernen sollten, denn wenn die Grünen an die Macht kommen im September, werden wir von dieser Art Quotenpolitik noch viel mehr bekommen. 

Man muß Habeck nicht mögen, aber er kann Regierungserfahrung vorweisen, war schon Landesminister und stellvertretender Ministerpräsident. Bundestagsvizepräsidentin seiner Partei ist aber Claudia Roth. Die hat schließlich schon mal eine Punk-Band gemanagt. Und sie ist natürlich eine Frau.