© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/21 / 21. Mai 2021

Ausweitung des Impfangebots an Kinder
Notzulassung wäre fährlässig
Mathias Pellack

Was nützt Herdenimmunität, wenn – wie RKI-Chef Lothar Wieler jüngst bestätigte – sich ohnehin jeder, der keinen Impfschutz genießen will oder kann, über kurz oder lang mit dem Virus infiziert? Die Jungen und Immunstarken im Land stellten über ein Jahr Bedürfnisse und Wünsche zugunsten der Alten und Verletzlichen zurück. Daß der deutsche Ärztetag sich nun für diese Gruppen stark machen will, damit die Schulen im kommenden Winter nicht wieder geschlossen werden müssen – was dank des Automatismus im Infektionsschutzgesetz nicht unwahrscheinlich ist –, ist ein löblicher Versuch. Leider ist der Ansatz, dies über eine Impfstrategie für Kinder zu erreichen, verfehlt. 

Kinder sind weder Treiber der Pandemie, noch sind sie die Opfer. Ihnen Impfstoffe im Tausch gegen die Möglichkeit, wieder Bildung zu genießen und seine Freunde zu treffen, aufzudrängen, nur um einer unsinnigen Floskel – der Herdenimmunität – nachzujagen, ist nicht in ihrem Sinne. Das gilt um so mehr, wenn der einzige dafür in Frage kommende Impfstoff auf einer bisher überhaupt nicht in Langzeitstudien überprüften völlig neuartigen Technologie basiert. Die im Impfstoff verwendete RNA ist ein Bauteil des Körpers. Solange sich dieser, wie bei Jugendlichen, noch im Aufbau befindet, sind unbeabsichtigte Wechselwirkungen nicht mit genügend großer Sicherheit auszuschließen. Eine Notzulassung für Kinder wäre fahrlässig.