© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/21 / 21. Mai 2021

Migrantenansturm in Spanien
Die Zeit rennt davon
Curd-Torsten Weick

Illegale Migration als politisches Instrument? Warum nicht. Marokko ist stocksauer darüber, daß der Chef der Polisario-Front, die sich in der Westsahara gegen die marokkanischen „Besatzer“ erhebt, in einem spanischen Krankenhaus behandelt wird. Also schaut die marokkanische Gendarmerie einmal nicht so genau hin, und Tausende schwimmen mal kurz rüber in die spanische Exklave Ceuta. Ein diplomatischer Fauxpas der linken Regierung unter Pedro Sánchez mit Folgen. 

Es mag gelingen, einen Großteil der Migranten, zurückzuschicken. Doch die angekündigte Verstärkung der Wellenbrecher und Grenzanlagen wird Ceuta, aber auch die gesamte Europäische Union, nicht schützen können. Was tun?

Hat die EU-Kommission nicht schon vor einiger Zeit ihren neuen Migrationspakt vorgestellt? Ein wirksames Rückführungssystem soll installiert, Rückübernahmeabkommen und -vereinbarungen wirksamer gestaltet und die Grenzschutzagentur Frontex gestärkt werden. Doch wann? Die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, forderte Marokko auf, im Kampf gegen die irreguläre Einwanderung „weiter engagiert“ zu bleiben. Brüssel wolle eine Beziehung zu Marokko aufbauen, die auf „Vertrauen und gemeinsamen Verpflichtungen“ beruhe, so die Schwedin. Das hört sich noch nach viel Arbeit und Zeit an. Zeit, die Westeuropa aber nicht mehr hat.