Mit der zweistündigen Livesendung „ZDF-Fernsehgarten“ erreichen die Mainzer Fernsehmacher im Schnitt anderthalb Millionen Zuschauer. Das Zielpublikum dürfte nochmal etwas älter sein als ihre ohnehin betagte Zuschauerschar. Diejenigen also, die sich Barden wie Nino de Angelo widmen oder den Vormittag vor dem Sonntagsbraten mit Spielchen und schalen Gags verkürzen, haben in der Regel die fünfziger Jahre noch live erlebt und gehören kaum dem soziologischen Anywhere-Milieu an. Heile Welt, sollte man meinen. 

Doch weit gefehlt. Daß auch hier die unbarmherzigen Regeln der Politischen Korrektheit gelten, mußte vergangenen Sonntag die 81jährige Erica erfahren. Die rüstige Rentnerin durfte allerlei Turnübungen vormachen, von der 55jährigen Moderatorin Andrea Kiewel stets mit ghettoslanghaftem „Yallah“ angefeuert. Auf die Frage, warum sie nicht alle Übungen meistern könne, mußte Erica jedoch eingestehen, daß sie wegen ihrer künstlichen Kniegelenke „leider etwas behindert“ sei. „Weil was?!“ herrschte daraufhin Kiewel die Seniorin streng an. Und als diese treuherzig das böse „B-Wort“ (Bunte am 16. Mai über den TV-Eklat) auch noch lauter wiederholte, befahl die woke Moderatorin im Gouvernantenton: „Das Wort ‘behindert’ nehmen wir mal raus.“