In Deutschland muß alles seine Ordnung haben. Sogar die Revolution. Genauer: die Pflege jener Revolutionen, die es früher mal gab. Sie gilt es vor denen zu schützen, die meinen, das Volk könne auch heute noch, angetan mit schwarzrotgoldenen Farben, seinen Regierenden den Marsch blasen – beziehungsweise das Volkslied klampfen. Aber der Reihe nach: Das Hambacher Schloß gilt als eines der wichtigsten Symbole der deutschen Demokratiebewegung im 19. Jahrhundert. 1832 hatten beim Hambacher Fest Zehntausende für Freiheit, Bürgerrechte und die nationale Einheit demonstriert. Die für die Pflege dieses Symbols zuständige landeseigene Stiftung hat nun Sorge, daß das Gedenken an „Ereignisse und Personen der deutschen Geschichte von rechtspopulistischen, teilweise nationalistischen Kräften vereinnahmt“ werde. In einem neuen Leitbild beschloß man, „menschenfeindliche, antidemokratische und chauvinistische Anschauungen“ nun auszuschließen. Das richtet sich mutmaßlich gegen Veranstaltungen der AfD oder das „Neue Hambacher Fest“ des Ökonomen Max Otte, bei dessen Premiere 2018 Thilo Sarrazin aufgetreten war. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT betonte ein Sprecher der Mainzer Landesregierung: „Es gibt eine Einzelfallprüfung.“ Das ist beruhigend. 1832 noch mobilisierte man aus Angst vor dem Umsturz ein bayerisches Armeekorps in der Pfalz.