© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/21 / 21. Mai 2021

Grüße aus Paris
Abhilfe durch „madamePee“
Katharina Puhst

Wenn die Pandemie auch viele Tücken mit sich bringt, hier und da sorgt sie auch für kleine, erfreuliche Errungenschaften. Eine solche ist die wunderbare Idee der Stadt Paris, in die neue Generation öffentlicher Toiletten zu investieren. Drückt die Blase während des Spaziergangs und ist infolge von geschlossenen Geschäften und Restaurants weit und breit keine Bedürfnisanstalt in Sicht, wird es für Frauen kniffelig. Männer finden gewöhnlich rasch Alternativen für die notwendige Erleichterung.

Mit Hilfe von Psychologen und Ergonomen entwickelte das junge Unternehmen madamePee, wie der Name schon verrät, speziell auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmte Aborte oder wie das Unternehmen sie bezeichnet: Urinale für das weibliche Geschlecht. Schwingtüren sorgen für Kontaktlosigkeit und erinnern mich an einen Westernsaloon. Eine weiße Klomuschel mit einem roten Gitterrostaufsatz dient als Auffangbehälter, schließlich sind nur schnelle Tätigkeiten gestattet – Spritzgarantie inbegriffen. Ein durchkreuztes Häufchen auf dem Türflügel greift das bereits unter Hundehaltern bekannte Verbot auf, die getreuen Vierbeiner an dieser Stelle das große Geschäfte verrichten zu lassen. 

Die roten Toilettenkabinen versprechen Diskretion und Intimität. 

Obwohl die Zelle unten und oben hin offen ist, verspricht sie Diskretion und Intimität. Ich frage mich, ob die Betitelung des stillen Örtchens noch zutrifft. Eine Wasserspülung gibt es nicht, das Toilettenpapier wird stattdessen über einen Mülleimer in der Wand entsorgt. Wie die Brühe im Sammelbehälter im Hochsommer riechen mag, werden wir vermutlich noch erfahren. Durch eine bemerkenswerte Methode zur Wassereinsparung, erweist sich madamePee dafür als ökologisch und trägt erfreulicherweise zum Umweltschutz bei. 

Was das Frauenherz höher schlagen läßt, ist der angebrachte Haken für die Handtasche, die fortan nicht mehr auf dem Boden liegen oder unter den Arm geklemmt werden muß. Der Gleichberechtigung wegen gibt es für Männer inzwischen auch misterPee. Gendergerecht dürften beide Produkte trotzdem nicht sein, dafür aber „Made in France“ mit recyceltem Material. In den kommenden Wochen werden mehrere Dutzend Lokusse in Frankreichs Hauptstadt aufgestellt und sollten aufgrund ihrer knallroten Farbe auf keinen Fall mit Erotikkabinen des Stadtviertels Pigalle verwechselt werden. Es bleibt spannend.