© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/21 / 21. Mai 2021

Baltische Staaten im Wettbewerb um EU-Forschungsgelder
Estland hat die Nase vorn
(ob)

Mit nur 1,33 Millionen Einwohnern ist Estland nach Litauen (2,8) und Lettland (1,99) der kleinste baltische Staat. Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist er mit 1,3 Prozent (2019) jedoch ein Riese, denn Litauen wendet dafür nur 0,9, Lettland 0,64 Prozent vom BIP auf. Was sich an deren wissenschaftlicher Elite rächt, die mit ihren Projekten weniger Fördergelder beim Europäischen Forschungsrat einwerben kann. So zahlte Litauen 2,6mal soviel in das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ ein als es herausbekam (87,6 Millionen Euro), während Estland bei ähnlicher Einzahlungsquote 240 Millionen Euro erhielt. Estlands größere Innovationskraft spiegelt sich zudem in zahlreicheren Patentanmeldungen sowie am höheren Anteil wissenschaftlicher Veröffentlichungen in den zehn Prozent der weltweit am häufigsten zitierten Publikationsorgane wider (Deutsche Universitätszeitung, 4/2021). Zudem unterstützt der Estnische Wissenschaftsrat Forscher besser bei der teuren und zeitintensiven Antragsstellung, während die notorisch schlecht bezahlten litauischen und lettischen Professoren sich schon deshalb seltener um EU-Mittel bewerben können, weil das ihnen abverlangte Lehrpensum ihnen weniger Zeit zum Forschen läßt. 


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