© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/21 / 28. Mai 2021

Giffey bleibt Spitzenkandidatin der SPD in Berlin
Nur ein halber Rücktritt
Fabian Schmidt-Ahmad

Neukölln ist die Zukunft. Hier entstanden die ersten Schulen, in denen vor lauter Vielfalt nur gebrochen Deutsch gesprochen wurde. Neukölln ist einzigartig. International berühmt für seine Hauptattraktion, das vermutlich größte Sozialamt der Welt. Es ist daher ganz richtig, daß sich mit Franziska Giffey (SPD) eine ehemalige Bezirksbürgermeisterin anschickt, ins Berliner Rathaus einzuziehen.

Dazwischen war „Piepsi“ mit der kecken Stimme drei Jahre Bundesfamilienministerin. Vier Monate vor der Bundestagswahl ist sie bei vollen Bezügen zurückgetreten – und die Berliner SPD bekommt sich nicht mehr ein über dieses Wunder ihrer Landeschefin.

Giffey habe mit diesem Schritt „höchste Ansprüche an politische Integrität definiert“, zeigte sich Co-Vorsitzender Raed Saleh ergriffen. Immerhin behauptet er das nicht von ihrer Dissertation, dem für gewöhnlich ausgeblendeten Grund ihres Rücktritts. Hier wurde in einem Maße geschummelt, daß selbst die senatshörige FU Berlin ihr demnächst den Doktortitel entziehen muß.

Damit hat die zugezogene Giffey gezeigt, daß sie mittlerweile eine echte Neuköllnerin geworden ist. Denn wo sonst als in Nord-Neukölln kann Betrug und Leistungserschleichung nicht als Makel, sondern als Nachweis von Expertise gelten? Abgesehen von Kanzleramt und SPD-Parteizentrale natürlich.