Diktatoren haben die Eigenart, daß sie auf gute Worte nur hören, wenn sie von ihnen selbst stammen. Ansonsten halten sie es nur mit Fakten. Lukaschenko wird abgewogen haben, ob die zu erwartenden Sanktionen der EU, künftig vielleicht auch Amerikas, es wert sind, einen führenden Freiheitskämpfer mit einem Piratenakt zu fangen. Das Flugverbot kann er umgehen (lassen), dann macht man halt einen Zwischenstopp in Moskau. Das gilt auch für die wohl seltener werdenden Besucher von Belarus. Auch Geld und Subventionen lassen sich woanders als in der EU besorgen, etwa vom Kollegen Xi aus China. 

Schwieriger würde es, wenn Minsk aus dem internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen oder Sanktionen gegen den Energie- und Chemiesektor beschlossen würden. Aber auch das könnte Lukaschenko noch stalinistisch weglächeln. Wer diese Steinzeit-Diktatur in Europa wirklich in Bedrängnis bringen will, muß die Opposition schützen und stärken. Das heißt, man muß die geheimdienstlichen Aktivitäten aus Belarus (und Rußland) eindämmen. Da die EU keinen eigenen Geheimdienst hat – oder er ist so geheim, daß keiner ihn kennt –, ist das eine Aufgabe der betroffenen Nationalstaaten, allen voran Polen und vielleicht auch der Mittelmächte Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Die haben Erfahrung mit Agenten und Killern, die aus dem Osten kommen. An dieser Front muß man Fakten schaffen.