© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/21 / 28. Mai 2021

Zitate

„Der Grund, warum sich westliche Gesellschaften von einer Minderheit terrorisieren lassen, liegt nicht zuletzt darin, daß viele ihrer Gegner von vornherein kapitulieren oder sich liberalistischen Illusionen hingeben. Statt ein den Betreibern von Cancel Culture entgegenkommendes Plädoyer von Toleranz und Pluralismus zu halten, wäre darauf zu beharren, daß jede politische Frage eine nach der richtigen Gesellschaft und damit nach der Wahrheit ist. Diesem Anspruch aber kann der sich zunehmend totalisierende Fürsorgestaat des postliberalen Kapitalismus in keiner Weise gerecht werden, weshalb er auf Cancel Culture, also den Anschlag auf die Restbestände einer an der Vernunft orientierten Öffentlichkeit, dringend angewiesen ist.“

Martin Stobbe, Autor, in der „Bahamas“ aus dem Frühjahr 2021





„Ausgerechnet Deutschland ist beim Antisemitismus heute Importweltmeister. Viele halten eine fast unkontrollierte Einwanderung für ein Zeichen von Weltoffenheit und Toleranz. Daß ein Land, wenn es nicht klug steuert, seine Weltoffenheit und Toleranz auch verlieren kann, wollen sie nicht sehen. (...) Wehret den Anfängen? Sie sind doch längst da.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ vom 23. Mai





„Es gibt keine amerikanische Identität mehr. Eine moderne Demokratie, die sehr vielfältig ist, sollte eine nationale Identität anstreben, die um eine bürgerliche Kultur herum aufgebaut ist und nicht an Religion, Ethnie oder Hautfarbe gebunden ist. In den USA hatten wir das aus meiner Sicht weitgehend erreicht. Jetzt machen wir einen Rückschritt. Eine große Zahl von Amerikanern will ihre Identität wieder auf einer ethnischen Zugehörigkeit begründen. Und das ist nicht gut.“

Francis Fukuyama, Politikwissenschaftler, in der „Zeit“ vom 25. Mai





„Die Idee einer toxischen Männlichkeit ist abzulehnen. Jungen sollten nicht mit negativen Bildern und Vorstellungen zu Männlichkeit in eine innere Haltung der Selbstinkongruenz (des Nicht-in-Ordnung-Seins) und eines Schamgefühls für ihr Geschlecht gebracht werden. (...) Der hintergründige Mechanismus ist der gleiche wie bei anderen identitätspolitischen Agitationen, daß einzelne Menschen wegen einer vermeintlichen Gruppenzugehörigkeitsschuld in eine inferiore Position gebracht werden sollen. Klassischer Rassismus und Sexismus – nur andersrum.“

Michael Klein, Professor für Klinische und Sozialpsychologie, bei Tichys Einblick am 25. Mai





„Daß die antirassistische Pädagogik längst gesellschaftstauglich ist, zeigt die Faszination, die der postmodernen Identitätsintrospektion in der gesamten westlichen Welt entgegengebracht wird. Die namhaft verlegten Mixturen aus Bedienungsanleitung und Wehklage bekommen dabei meist Attribute wie „mutig“, „kritisch“ und „entlarvend“ verliehen, obwohl sie ihrer meist jungen, akademischen Leserschaft nur das sowieso Erwartete vorsetzen: Rassenmystifizierung im Zeichen der Antidiskriminierung für die einen, Läuterungsliteratur zur lustvollen Selbstanklage für die anderen.“

Nico Hoppe, freier Autor, in der „Welt“ vom 25. Mai