© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/21 / 28. Mai 2021

Häusliche Gewalt ist unabhängig von Risikozeiten
Grundsätzlich männlich
(ob)

Der Münchner Sozialpädagoge Andreas Schmiedel bildet Fachkräfte für Gewaltprävention aus und begleitet jährlich rund 200 Männer in „Täterprogrammen“, nachdem diese in der Partnerschaft Gewalt gegen Frau und/oder Kind angewendet haben. Den Medien zufolge trete dieses unerfreuliche Phänomen während der „Lockdown“-Beschränkungen der Corona-Pandemie zwar häufiger als vor 2020 auf. Aber zumindest nach der „ersten Welle“ des letzten Frühjahrs wurden in München keine erhöhten Zahlen registriert. Da die Folgen solcher „Risikozeiten“ jedoch stets erst zeitversetzt sichtbar würden, dürften die Gewaltmeldungen noch in diesem Jahr ansteigen. Vor allem werde die Pandemie psychische Folgen zeitigen für Kinder aus „belasteten Familien“, die während des Ausnahmezustands ohne Schule und Kita über kein familienexternes Schutzsystem mehr verfügten. Unabhängig von der aktuellen Lage nehme gesellschaftliche Ächtung häuslicher Gewalt seit 30 Jahren zu, was sich am starken Rückgang von Straßengewalt ablesen lasse. Trotzdem sitzen derzeit 50.000 Männer wegen solcher massiven „Regelbrüche“ hinter Gittern. Und nur 3.000 Frauen, denn körperliche Gewalt sei ein „grundsätzlich männliches Problem“, das im „patriarchalen, hierarchischen Weltbild“ wurzle, das in der deutschen Gesellschaft immer noch sehr verbreitet sei. Dabei gebe es kaum Unterschiede zwischen dem erzkatholischen und traditionell muslimischen Frauenbild. Und die „Schläger“ kämen aus allen Schichten, Nationalitäten, Bildungsgraden, vom Arbeiter bis zum Schauspieler, Richter, Arzt, Vorstandsvorsitzenden (Psychologie heute, 5/2021). 


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