© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/21 / 28. Mai 2021

CD-Kritik: Franjo Krežma
Anerlebtes
Jens Knorr

Mit nicht einmal 19 Jahren war der kroatische Violinist und Komponist Franjo Krežma (1862–1881), auch Franz Krezma, an Meningitis gestorben. Er hatte als ein Wunderkind gegolten, von Verdi, Vieuxtemps, Liszt gönnerisch mit Lob bedacht, ein Virtuose, aber auch ein Komponist, der orchestrale und kammermusikalische Versuche hinterlassen hat, Lieder vor allem.

Einige davon auf Gedichte von Heine und Lenau haben Mezzosopranistin Nataša Antoniazzo und Pianistin Mia Elezović – mit Hilfe der Musikwissenschaftler Nada Bezi 2ć und Zrinka Mati – dem Vergessen enthoben. Weil Krežma über die Texte pubertär schwermütig oder leichtsinnig hinwegkomponiert, rufen sie im Gedächtnis des Hörers immer nur die gültigen Vertonungen von Schubert oder Schumann auf, deren beste er vermutlich gar nicht gekannt haben dürfte. Einige Male scheint er die kompositorischen Vorschläge der Großen auf niedrigerem Niveau wiederholen zu wollen, kommt jedoch nicht gegen sie an. Krežmas redliche Jugendwerke sind nicht eingelöste Wechsel auf eine verheißungsvolle Zukunft. Der ausentwickelte Komponist hätte sie wohl verworfen.

Bei Antoniazzo klingen sie wie vom Blatt gesungen, bei Elezović wie vom Blatt gespielt – sowohl Stimme als auch Interpretation gleich unerfreulich. War aus Krežmas Liedern nicht mehr herauszuholen gewesen?

Franjo Krežma Lieder Antes Edition 2021  www.mezzoantoniazzo.com www.bella-musica.de