© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/21 / 28. Mai 2021

DVD: Der gläserne Turm
Langweiliges Luxusleben
Werner Olles

Das Ehepaar Robert und Katja Fleming (O.E. Hasse/Lilli Palmer) lebt zwar ein luxuriöses Leben in einem prächtigen Haus, doch Katja langweilt sich in diesem Luxus und träumt von ihrer früheren Karriere als Theaterschauspielerin, die sie ihrem Mann zuliebe aufgegeben hat.

Während Robert ihre Unzufriedenheit nicht versteht und ungehalten auf ihre Wünsche reagiert, taucht eines Tages der Schriftsteller John Lawrence (Peter van Eyck) in ihrem Leben auf. Er überredet sie, zum Theater zurückzukehren, und schon bald steht Katja für Proben wieder auf der Bühne. Ihr Mann versucht unterdessen, ihr bei dem Wiedereinstieg jede Menge Steine in den Weg zu legen.

Während sie erkennt, daß sie gemeinsam mit Robert keine Zukunft hat und sich zudem in John zu verlieben beginnt, ist Fleming keinesfalls bereit, seine Frau einfach gehen zu lassen. Als Katja ihn tatsächlich verlassen will, versucht Robert beide umzubringen. Doch der Anschlag mißglückt, und Robert kommt dabei selbst ums Leben. Die Polizei beschuldigt Katja, ihren Mann absichtlich getötet zu haben, da die Indizien gegen sie schwerwiegend sind …

Regisseur Harald Braun erzählt in dem Gesellschaftsdrama „Der gläserne Turm“ (1957) die Geschichte einer Schauspielerin, die sich unter dem Einfluß eines weltgewandten Schriftstellers von der Bevormundung durch ihren reichen Mann zu emanzipieren sucht. Gute Darsteller und routinierte Regie täuschen jedoch nicht darüber hinweg, daß auch Drehbuchmitarbeiter Wolfgang Koeppen wenig an der Geschwätzigkeit des Kolportagedramas ändern konnte. Das weitgehend langweilige Melodram, das allenfalls durch die Schauspielleistungen, die Kameraführung und die Musik an Profil gewinnt, kränkelt vor allem an fehlender Tiefe, wenngleich es auch interessante Einblicke in den Alltag der sogenannten „oberen Zehntausend“ in den 1950er Wirtschaftswunderjahren vermittelt.

DVD: Der gläserne Turm. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 101 Minuten