© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Greenpeace klaut Autoschlüssel bei VW
In den Staub geworfen
Holger Douglas

Da kann Greenpeace machen, was es will: VW freut sich und sagt danke. Der schwerreiche Umweltkonzern mit zweifelhafter Vergangenheit kann fast 1.500 Schlüssel von fabrikneuen Autos klauen, die in Emden im Exporthafen auf ihre Reise nach Übersee warten. VW zeigt Verständnis. „Gewieft“ fand der NDR, der hilfsbereit das Greenpeace-Video dazu veröffentlichte. Bei Zwangsgebührenverweigerern sind die Öffentlich-Rechtlichen nicht so verständnisvoll. Wer nicht zahlt, kommt ins Gefängnis.

Mitglieder von Greenpeace kletterten einst in Wolfsburg VW aufs Dach, blockierten VW-Bahngleise und Mittellandkanal, steigen heute in Emden über den Zaun des Autoports. Frappierend die VW-Reaktion: Verständnis! Immerhin müssen die Schlösser für rund 1.000 Euro pro Auto ausgetauscht werden, ein Millionenschaden. Ob den Greenpeace in der noblen und teuren Hafencity von Hamburg bezahlen muß oder VW die Sache übernimmt?

Die Gesellschaft brauche kritische Stimmen, meinte Markenchef Ralf Brandstätter verständnisvoll. VW sei offen für den Dialog, wirft sich VW-Chef Diess in den Staub. Eine Sprecherin betont eilig, keine Anzeige erstatten zu wollen. Eine solche Reaktion erwarten wir auch, wenn wir künftig bei VW Autos „ausleihen“, den Klau mit Klimaklimbim umkleiden und Diess zum Dialog bitten.