© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Nettigkeit der Woche
Ostbeschimpfungsbeauftragter
Christian Vollradt

Wie nennt man jemanden, der seiner soeben von der Oberschenkelhalsfraktur genesenen Oma eine Bananenschale vor den Rollator respektive die Füße schmeißt? Die passenden Bezeichnungen wären an dieser Stelle wahrscheinlich nicht zitierfähig. Gäbe es ein Regierungsamt für eine solche Person, lautete dieses wohl Großmuttergesundheits-Beauftragter. Zu diesem Schluß könnte man angesichts des neuesten Gedankenblitzes aus dem Munde des Ostbeauftragten der Bundesregierung kommen. Amtsinhaber Marco Wanderwitz (CDU) hatte in einem Podcast der FAZ geäußert, man habe es in den neuen Bundesländern „mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, daß sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“. Nur wenige AfD-Wähler seien „potentiell rückholbar“, man könne darum nur „auf die nächste Generation“ hoffen, so der Bundestagsabgeordnete aus Sachsen. Danke für die Blumen, dachten sich da einige der gegen den blauen Trend wahlkämpfenden Schwarzen. „Es wäre ein Armutszeugnis der Bundesregierung, wenn das die Antwort aus Berlin auf die teils erschreckend hohen Wahlergebnisse der AfD ist“, empörte sich Sachsen-Anhalts CDU-Chef Sven Schulze. Liebesbriefe aus Magdeburg dürfte Parteifreund Wanderwitz vor dem Öffnen künftig genauer prüfen ...