© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

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Otte-Wahl sorgt für Streit in der Werte-Union 

Fulda. Die Wahl des Fondsmanagers Max Otte zum Vorsitzenden der Werte-Union sorgt weiterhin für Wirbel. So haben am Montag der Thüringer CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen und der Gründer und Ex-Vorsitzende der Vereinigung, Alexander Mitsch, angekündigt, ihre Mitgliedschaft in der konservativen Basisbewegung ruhen zu lassen. Der frühere Verfassungsschutzchef schrieb auf Twitter, er verfolge „mit Sorge“, daß die Werte-Union „ihre Aufgabe nicht mehr so ausfüllen kann, wie ich es mir vorstelle“. Er werde „genau beobachten, wie sich die WU entwickelt“, und lasse daher seine Mitgliedschaft ruhen. Mitsch erläuterte seinen Schritt damit, er stehe weiter zur Gründungsidee einer konservativ-liberalen Politikwende. „Einen radikalen Kurswechsel durch den neuen Vorstand würde ich nicht mitgehen“, so Mitsch. Otte hatte sich am vergangenen Samstag bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der Werte-Union in Fulda mit 115 Stimmen gegen die Finanzbeamtin Juliane Ried aus Bayern durchgesetzt, für die 103 Teilnehmer der Wahlversammlung votierten. Nach Informationen der JUNGEN FREIHEIT hatte es bereits kurz darauf interne Rücktrittsforderungen gegeben. Die Vorstände der Landesverbände Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen vereinbarten zudem, sie würden im Bundesverband erst wieder mitarbeiten, wenn Otte und der mit ihm neu gewählte Bundesvorstand zurücktreten und Platz machen werde „für eine einvernehmliche Lösung“. Otte polarisiere zu stark, wodurch vor allem Kontakte beispielsweise zum konservativen „Berliner Kreis“ abbrechen würden. Mit Otte als Chef könne die Vereinigung „überhaupt nicht mehr kommunizieren“, da er einige Zeit mit der AfD oder ihr nahestehenden Organisationen kooperiert habe. Der Ökonom war bis Januar Vorsitzender des Kuratoriums der Desiderius-Erasmus-Stiftung. Hier war er angeeckt, da er sich immer wieder für Vertreter des mittlerweile aufgelösten „Flügels“ der AfD stark gemacht hatte. Otte selbst wies gegenüber der jungen freiheit die Kritik und das Gerücht einer drohenden Spaltung der WU zurück. „Das sind einige Funktionäre in den entsprechenden Landesverbänden und nicht ihre jeweilige Basis.“ Zu der Kritik, er stehe der AfD zu nahe, meinte er: „Es ist kein Geheimnis, daß ich als Privatmann Kontaktschuld ablehne. Als Vorsitzender habe ich mich an die Vorstandsbeschlüsse zu halten und die Linie der Organisation zu vertreten.“ (ha/ls/vo)