© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Grüße aus Rom
Eine kleine Palastrevolution
Paola Bernardi

Auf diesen Juni haben die Italiener gewartet wie Kinder auf die Bescherung amWeihnachtsabend. Die seit einem Jahr andauernde Melancholie der Cor-ona-Pandemie ist momentan wie weggeblasen: Kinos, Theater, Restaurants und vor allem Bars sind in Rom wieder geöffnet. Doch die Bestürzung bleibt angesichts der vielen für immer geschlossenen Rolläden. Jetzt wird Kassensturz gemacht: Es wird gespart und gekürzt. Auch der Vatikanstaat hat Bilanz gezogen. Ergebnis: Das Haushaltsdefizit des Vatikans beträgt fast 50 Millionen Euro, da auch die Vatikanischen Museen bis zuletzt geschlossen waren. 

Der nur 0,44 Quadratkilometer große Vatikanstaat im Schatten des Petersdoms besitzt einen Supermarkt, Bahnhof, eine Bank, Tankstelle und Apotheke sowie eine eigene Polizei – doch kein Finanzamt. Die rund 600 im Vatikan Beschäftigten genießen zwar das Privileg, keine Steuern zahlen zu müssen, dafür sind die Gehälter aber niedrig. Ein einfacher Priester hat rund 900 Euro im Monat zur Verfügung, ein Bischof, der einer Behörde im Vatikan vorsteht, erhält zwischen 3.000 und 4.000 Euro und ein Kardinal rund 4.500 bis 5.500 Euro. 

Erstmals regt sich Widerstand gegen die Sparmaßnahmen des Papstes.

Nun hat Papst Franziskus angesichts der finanziellen Lage rigoros alle kirchlichen Gehälter um zehn Prozent gekürzt, nur die Laienbediensteten im Vatikan bleiben vorläufig noch verschont. Der Geistliche hatte sich in der Vergangenheit bewußt für den Namen des heiligen Franziskus entschieden, dem er in Sachen Armut nacheifert. Kaum war er 2013 zum Papst gewählt, zog er im Gegensatz zu all seinen Vorgängern aus dem Apostolischen Palast aus und wohnt seitdem im Haus der heiligen Martha. Dabei war es für alle Bürger Roms immer so beruhigend, wenn man spätabends über den Petersplatz ging, nach oben schaute und im dritten Stock des Palazzos noch Licht brennen sah. Dann wusste man, daß der Papst betete oder arbeitete. 

Doch nun regt sich erstmals Widerstand gegen Franziskus’ Sparmaßnahmen. Eine anonyme Gruppe von Mitarbeitern protestiert: „Wofür, Eure Heiligkeit, sollen wir zahlen: für den Obolus für die Armen, für die Lohnerhöhungen der Laien oder für die gern engagierten externen Beraterfirmen, die bis zu 25.000 Euro im Monat kassieren, die mitunter mietfrei in besten Wohngegenden von Rom, im Palazzo des Vatikans wohnen?“ Womöglich droht dem Vatikan eine kleine Palastrevolution.