© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Bitcoin fällt, Goldpreis kletterte wieder auf über 1.900 Dollar
Grundgeld der Menschheit
Thorsten Polleit

Im ersten Quartal belief sich die globale Kreditlast auf 289 Billionen Dollar – das entsprach 360 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Um die Schuldenlast zu reduzieren, setzen Regierungen und ihre Zentralbanken auf Inflation. Das läßt die Kaufkraft des Geldes dahinschmelzen. Anleger suchen nach Alternativen. Das hat Interesse an den Kryptoeinheiten wie Bitcoin, Dogecoin, Ether & Co. befeuert (JF 18/21). Sie gelten als das neue Geld der Zukunft.

Dank des Krypto-Kults der Finanzmarkt-Medienmaschine stieg der Bitcoin-Preis von 6.000 Dollar im März 2020 in der Spitze bis auf 63.000 Dollar im April 2021. Mittlerweile ist der Kurs auf 36.000 Dollar gefallen – auch nachdem Tesla mit Bitcoin-Verkäufen 101 Millionen Dollar Gewinn einfuhr und Konzernchef Elon Musk ankündigte, das vermeintliche „digitale Gold“ nicht mehr als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Doch noch ist die Bitcoin-Leistungsfähigkeit nicht groß genug, die technischen Anforderungen, die an das Geld in modernen Volkswirtschaften gestellt werden, zu erfüllen. Es wäre vorschnell, Kryptoeinheiten als Ersatz für Gold einzustufen, denn sie werden ausschließlich für monetäre Zwecke nachgefragt. Gold, dessen Kurs seit März von 1.700 auf 1.900 Dollar stieg, ist zudem für Schmuck und Industrieanwendungen unverzichtbar – es hat schon deshalb einen positiven Marktpreis.

Die diversen Kryptoeinheiten können ohne monetären Zweck im Extremfall wertlos werden. Zudem ließe sich über die „Tokenisierung“ ein digitales Geld- und Zahlungssystem auf den Weg bringen, das mit physischem Gold gedeckt ist. Eine Reihe von Anbietern arbeitet bereits daran. Die Geschichte inflationären Währungs hat gezeigt, daß Gold letztlich das Grundgeld der Menschheit ist. Kryptos werden vermutlich bleiben, aber sehr wahrscheinlich das Gold nicht ersetzen.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.