© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Frisch gepresst

Revolutionsmaschine. Augustin Cochin, geboren 1876, gefallen in der Somme-Schlacht im Juli 1916, ist ein in Deutschland eher unbekannter französischer Historiker. Dieser vertrat schon früh eine von der dominanten, erst im Zuge der Solschenyzin-Rezeption in den 1970ern erschütterten „jakobinischen“, die Schreckensherrschaft im Namen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit rechtfertigenden Historiographie markant abweichende Deutung der Revolution von 1789. Ohne auf die royalistische-katholische Theorie von der Revolution als Resultat einer „freimaurerischen Verschwörung“ zurückzugreifen, versucht Cochin ihren Fädenziehern doch in engmaschig vernetzten literarischen Gesellschaften nachzuspüren, in patriotischen und kulturellen Klubs, Akademien und eben auch in Freimaurerlogen, die er alle unter dem Begriff „Denkgesellschaft“ vereint. Peter Weiß präsentiert eine Auswahl aus Cochins schmalem Werk, in der Hoffnung, daß, wie er im Vorwort schreibt, diese alternative Sicht auf die von beispiellosen Verbrechen begleitete Geburt der Demokratie zu tieferem Nachdenken über eine Gesellschaftstheorie anregen möge, die Gleichheit der Rechte verspricht, aber in einer fortschreitenden Enteignung der realen Individuen endet. (wm)

Augustin Cochin: Die Revolutionsmaschine. Ausgewählte Schriften. Karolinger Verlag, Wien/Leipzig 2020, broschiert, 191 Seiten, 22 Euro





Nach Trianon. Der verlorene Erste Weltkrieg hatte für Ungarn harte territoriale Folgen. Jenseits der im Pariser Vorort Trianon zugewiesenen neuen Grenzen verblieben etwa 3,5 Millionen Magyaren, die sich nun in anderen Staaten als ethnische Minderheit wiederfanden. Reinhard Olt, langjähriger FAZ-Korrespondent für Österreich und Ungarn, hatte seinen Fokus früh auf die bis heute hauptsächlich in der Slowakei und Rumänien lebenden Magyaren gerichtet, von denen die knapp 700.000 Szekler im „Karpatenbogen“ nördlich von der siebenbürgischen Stadt Kronstadt (Brasov) die auffälligste Gruppe darstellen, die dort als frühere ungarische „Grenzwächter“ stolz die Kultur und Sprache hochhalten. Das über die Deutsch-Ungarische Gesellschaft (DUG) in Berlin erhältliche Buch (DUG-Gerhard.Papke@t-online.de) stellt diese Welt der Diaspora-Ungarn anhand vieler Beiträge vor. (bä)

Reinhard Olt: Im Karpatenbogen. Ungarn und die Diaspora der Magyaren. Stiftung Freunde von Ungarn, Budapest 2020, gebunden, 232 Seiten, zu beziehen über Deutsch-Ungarische Gesellschaft