© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/21 / 04. Juni 2021

Umwelt
Ideologie macht blind
Bruno Hollnagel

Im Umgang mit der Natur kann das Verursacherprinzip kaum umgesetzt werden. Wir holen Fische aus dem Meer, ohne dafür zu bezahlen – wir müssen also selbst darauf achten, die Ozeane nicht zu überfischen. Daher wird in der deutschen Forstwirtschaft Nachhaltigkeit seit Generationen praktiziert. In der Klimadebatte soll die CO2-Bepreisung lenkend eingreifen: Werden Benzin und Diesel teurer, wird davon weniger verkauft und somit weniger verbrannt – der CO2-Ausstoß sinkt. Doch wer aus dem Dorf zum Arbeitsplatz gelangen möchte, wird sein Auto selbst dann benutzen, wenn der Spritpreis steigt. Ein sparsamerer Neuwagen bringt wenig, und ein E-Auto ist noch teurer. Der Pendler verzichtet also an anderer Stelle. Wer genug verdient, den stören auch 2,50 Euro für den Liter Super nicht.

Länder, die sich nicht um ihren CO2-Ausstoß scheren, bekommen Erdöl künftig billiger.

Hinzu kommt: Nimmt der Staat höhere CO2-Steuern ein, so wird er sie anderweitig, etwa für Soziales oder die Corona-Folgen, ausgeben. Verringern sich wie erhofft die CO2-Emissionen, gehen dem Fiskus Einnahmen verloren. Wird die Preisschraube angezogen, sinkt der Steuerertrag noch weiter – etwa, wenn sich das Pendeln nicht mehr lohnt. Ein weiterer Effekt ist noch skurriler: Fällt die Sprit-Nachfrage, so sinkt der Weltmarktpreis. Volkswirtschaften, die sich um ihre CO2-Emissionen nicht scheren, bekommen Erdöl dann billiger. Ihre Energiekosten sinken – unsere steigen. Die ideologische Blindheit der Klimaretter führt also zu ökonomischen Nachteilen. Was wäre also zu tun? Die CO2-Einnahmen müßten nur zur Beseitigung etwaiger Umweltschäden verwandt werden. Und Steuern auf „CO2-Fußabdrücke“ müßten international gelten. Aber es wird noch absurder: Soja soll bis 2030 Palmöl als „nachhaltigen“ Energieträger ablösen. Die hohe Nachfrage läßt nun die Preise steigen. Um mehr Anbauflächen zu schaffen, werden in Brasilien dafür Urwälder abgeholzt.