© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Aufgeschnappt
Bismarck muß gebrochen werden
Matthias Bäkermann

Die Marschrichtung war schon lange festgelegt: „Das Bismarck-Denkmal kann nicht einfach unkommentiert im Stadtbild stehen“, schulmeisterte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) im November 2020 und forderte, das 34 Meter hohe Denkmal des Eisernen Kanzlers, der sich im Alten Elbpark grimmig auf ein Zweihänderschwert stützt, müsse „neu kontextualisiert“ werden. Da Bismarck eine „autoritäre und koloniale Vergangenheit repräsentiere, die im Widerspruch zu unserer offenen und vielfältigen Gesellschaft steht“, solle die Wahrnehmung des imposanten Standbilds „gebrochen werden“.

Damit war die Jagd eröffnet. Einige Linke forderten, Bismarck den Kopf abzuschlagen, andere schufen gleich mehrfach Fakten, indem sie das in Sanierung befindliche Denkmal mit Farbanschlägen schändeten. Wie die Hamburger Morgenpost vergangenen Samstag meldete, hat der Senat nun bis Ende 2021 einen künstlerischen Wettbewerb ins Leben gerufen. Dann werde „eine divers besetzte Jury den Siegerentwurf küren“. Und damit wirklich kein Stein mehr auf dem anderen bleibt, sollen für ihre Fundamentalkritik bekannte afrikanische Künstler und Aktivisten dort das antikolonialistische Wort führen.