© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

In der Symmetrie liegt das Geheimnis der Schönheit
Biochemie der Ästhetik
(dg)

Um Antwort auf die philosophische Urfrage „Was ist schön?“ zu bekommen, erkundigt sich die Wissenschaftsjournalistin Filippa Lessing bei den Vertretern einer noch jungen Forschungsrichtung, der „Evolutionären Ästhetik“. Die Auskünfte, die sie dort einholt, lenken allerdings kaum Wasser auf die Mühlen jener Allianz von Gleichheitsaposteln, Medien und Modeindustrie, die den laufenden Kampf gegen „weiße, heteronormative Schönheitsideale“ organisiert. Für diese Kulturrelativisten gibt es keine objektiven Kriterien, um schöne von häßlichen Menschen und Dingen zu unterscheiden. Evolutionspsychologen sehen das anders. Schon vor 1,4 Millionen Jahren schufen Hominiden symmetrische Faustkeile als Arbeitswerkzeuge, obwohl sie damit weder besser schneiden noch jagen konnten als mit asymmetrischen. Die einzige plausible Erklärung für die Produktion technisch aufwendiger Keile lautet: Die Steinzeitmenschen fanden diese Form einfach schöner. Und die Schönheit der Symmetrie verschaffte ihnen ein Glückgefühl. Was wiederum bedingt sei durch die Struktur der Hirnchemie. Über alle kulturellen Unterschiede hinweg schüttet das Belohnungszentrum des Gehirns „Glückshormone“ bei der Wahrnehmung schöner, weil symmetrischer Formen aus. Besonders attraktiv wirken in den Augen der allermeisten Menschen symmetrische Gesichter und Körper. Aber auch in der Kulturgeschichte regiert unumschränkt das Schönheitsprinzip Symmetrie. Bauten doch die Ägypter ihre Pyramiden drehsymmetrisch, die Römer errichteten ihre Aquädukte translationssymmetrisch, und die Aborigines malten ihre Sandbilder punktsymmetrisch (Psychologie heute, 6/2021). 


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