© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Kabinenklatsch
Was für ein Schwachsinn
Ronald Berthold

Immer schon habe ich mich gefragt, was in manchen Sportarten diese Playoff-Spiele sollen. In der DEL spielen die 14 Eishockey-Klubs in normalen Zeiten viermal jeder gegen jeden, bestreiten also 52 Partien. Letztlich machen sie dabei aber nur aus, wer in den Ausscheidungsspielen der besten Acht einmal mehr Heimrecht hat. Erst da geht’s wirklich ums Ganze.

Das kann absurde Züge annehmen. So schaffte es einst der Hauptrunden-Sechste Krefeld auf den Meisterthron. Die Eisbären hatten damals 31 Punkte mehr eingefahren, standen ganz oben, schieden aber schon im Halbfinale gegen die Rheinländer aus. Dieses Jahr packten es die Berliner in einer zweigleisigen Liga mit der drittbesten Punktausbeute im Finale gegen die Wolfsburger, die nach Punkten nur auf Platz sechs gelandet wären. Diese Playoffs mögen sportlich sein und die Fans fesseln – wozu aber dann der Pipifax mit der völlig aufgeblähten Hauptrunde? Im Basketball zum Beispiel gewannen die Ludwigsburger dieses Jahr 30 von 34 Bundesligaspielen und grüßten von Platz 1, um vergangene Woche gegen den Vierplazierten Bayern München auszuscheiden. Die Basketball-Abteilung des Fußball-Klubs hatte eine miserable Saison gespielt und zehnmal verloren. Macht aber nichts: Nun stehen sie im Finale um die Meisterschaft, und die Ludwigsburger gehen leer aus. Ungerecht? Naja, zumindest fühle ich mich als Beobachter vergackeiert, obwohl ich den Modus kenne. Mein Interesse an solchen Sportarten reißt ab. Die Uefa führt 2024 ein ähnliches System in der Champions League ein und treibt es auf die Spitze. Dann kann nach 225 Vorrundenspielen sogar noch der Klub auf Platz 24 Gesamtsieger werden. Sorry, aber diesen Schwachsinn mache ich nicht mit.