© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Editorial
Dieter Stein

Das Ungewöhnliche an der JF ist, daß sie im Grunde über zwei Geburtstage verfügt. Mit dieser Sonderbeilage begehen wir den 35. Jahrestag der eigentlichen Gründung, genauer: des Erscheinens der ersten Ausgabe dieser Zeitung. Das ganz exakte Datum ist übrigens nicht aktenkundig – sie erschien aber an einem der ersten Junitage des Jahres 1986. Das weiß ich, weil ich die 400 Exemplare der ersten Ausgabe (8 Seiten im Format DIN A5) noch selbst von Hand zusammengetragen und geheftet habe. Die erste Gesamtauflage paßte in einen einzigen Pappkarton, den ich auf den Gepäckträger meines Fahrrads schnallte und damit nach Hause radelte, um sie dort einzutüten und frankiert zur Post zu bringen.

Die allermeisten Leser kennen die JUNGE FREIHEIT nur als Wochenzeitung. Doch wöchentlich erscheint die JF erst seit dem 21. Januar 1994 – quasi der zweite Geburtstag der JF, an den wir ebenfalls regelmäßig erinnern, weil wir erst dann richtig „flügge“ wurden. Mit der Wochenzeitung erhielt die Handvoll Redakteure der Anfangszeit erstmals ein schmales Gehalt und begannen wir (bescheidene) Autorenhonorare zu zahlen. Die ersten sieben Jahre vorher arbeiteten wir ehrenamtlich!

Die Geburt der JF in einem Pappkarton im Juni 1986 bleibt der mythische Anfang der Geschichte. Einer außergewöhnlichen Geschichte, die bei unseren überregionalen, meinungsbildenden Zeitungen beispiellos ist.  

Der rote Faden, der die Entwicklung der JF von Beginn an durchziehen sollte, war die Begeisterung für das Zeitungmachen, das buchstäbliche Gestalten, Layouten – im Dienste einer Mission: des Einsatzes für die Freiheit der Meinung, die Idee der Nation und konservativ-freiheitliche Positionen. Auf welche enormen Widerstände wir dabei treffen sollten, hatten wir uns anfangs nicht träumen können – letztlich haben diese uns aber nur bestärkt, erst recht durchzuhalten und den Raum des Möglichen zu erstreiten.

Wir sind unverändert überzeugt, daß offene und freie Debatten die Essenz einer Demokratie sind und wir durch die Herausgabe der JUNGEN FREIHEIT einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Spektrum relevanter und wahrnehmbarer Meinungen entscheidend zu erweitern.

Druckerkunst, Bücher und Zeitungen – längst ergänzt durch elektronische und digitale Medien – sind die Treiber aller wichtigen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Die Versuchung, sie zu kontrollieren, sie zu zensieren, ist bei allen Regierenden groß. Es ist unsere Aufgabe, jeden Tag, jede Woche den Raum für Meinungs- und Pressefreiheit zu behaupten und zu erweitern.