© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Grafik-Abteilung
Fest in Frauenhand
Martina Meckelein / Thorsten Thaler

Wie gefällt Ihnen diese Beilage zum JF-Gründungsjubiläum optisch? Sie ist das Werk unserer Layout-Abteilung, in diesem Fall allen voran der Mediengestalterin Daniela Lemke (44). Denn „Layout“ bedeutet ganz einfach Gestaltung. Insgesamt sorgen fünf Kolleginnen für das visuelle Zeitungsgewand; die Grafik ist bei uns fest in Frauen­hand. Neben Frau Lemke sind das Kristina Tarras, Andrea Müller, Dina Niestaedt und Vera Wischnewsky. Sie kümmern sich um die Bildauswahl und die Anordnung der Fotos auf den Seiten, gestalten die Titeloptik, sorgen für einheitliche Schriftarten und -größen, setzen Zahlenwirrwarr in leichter faßbare, ansprechende Grafiken um und übertragen die fertigen Seiten schließlich an die Druckerei. Überdies und ganz nebenbei sind sie vielfach auch als Technikberater für die Redaktion unterwegs, wenn ein exzessiv-­dysfunktionaler Kollege dort mal wieder nicht mit einem Anwendungsprogramm oder dem Drucker zurande kommt; ganz zu schweigen davon, daß sie erste Ansprechpartner sind, wenn die Rechner oder gar die Server ihren Dienst quittieren. Meist heißt es dann: „Daniela, kannst du mir mal eben bitte rasch helfen?“

Dabei sind sämtliche Layouterinnen besonders in den vergangenen Wochen ohnehin schon bis über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt gewesen, mußte doch der Relaunch der Zeitung neben dem normalen Tagesgeschäft vorangetrieben und umgesetzt werden.

Apropos Relaunch, auch so ein dämliches Wort aus der Werbebranche: Es meint die verbesserte Neu­gestaltung eines schon bestehenden Produktes. „Soll es jetzt sechs- oder fünfspaltig werden?“ fragen sich Vera Wischnewsky (44) und zwei ihrer Kolleginnen, die am großen Konferenztisch stehen und sich die verschiedenen Seitenentwürfe anschauen. In welchem Verhältnis sollen der Aufmacher, das ist der größte Artikel auf einer Seite, und der zweitgrößte Beitrag stehen? Sollen sie horizontal oder vertikal angeordnet werden? Muß der Seitenaufmacher zwingend über dem Bruch, das ist der horizontale Knick in der Zeitung, plaziert werden? Setzen wir die Überschriften linksbündig oder zentriert? Ist der Abstand zwischen Autorenzeile und Textbeginn ein- oder zweizeilig? Welche Initial­größen bekommen die Texte? Wie groß soll der Abstand zwischen Bild und Text sein? Welchen Schriftschnitt wählen wir für das Zwischenzitat? Welche Punktgröße bekommen die Meldungsüberschriften? Was für ein grafisches Element erhält die Kolumne? Fragen über Fragen. Und die Nerven liegen blank.

Später wird eine Layouterin den Redakteuren – meist vergeblich – erklären, daß die Textlaufweite nicht auf minus 5 gestellt werden sollte. Reinstes Kauderwelsch. Aber das ist die Welt unserer Damen aus dem Layout. Eigentlich sind sie Künstlerinnen. Erst in ihren Händen entsteht aus dem Wirrwarr aus Anzeigen – die kommen als erstes auf die leere Seite –, Texten, Fotos, Infokästen, Karten und Diagrammen eine druckfertige Zeitungsseite. „Wir geben der Zeitung ein Gesicht“, sagt Vera Wischnewsky selbstbewußt. „Wir wollen, daß der Leser sich gerne die Seite anschaut. Zwar ist das Raster vorgegeben, das sind grob umrissene Platzhalter, in die wir dann Anzeige, Text und Foto einfließen lassen, aber um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen, bauen wir gerne um.“ Wichtig sind die Fotos. „Soll es ein Hoch- oder Querformat sein oder vielleicht ein freigestelltes, also ausgeschnittenes Bild? Oder eine Montage? Das kommt auch auf den Text an. Aber wenn das Foto und seine Aufbereitung schön oder interessant ist, wird der Leser neugierig auf den Text.“ Und genau so soll es auch sein, dank der geballten Frauenpower in der JF-Grafik-Abteilung.

Foto: Grafikerinnen Vera Wischnewsky, Daniela Lemke (oben), Kristina Tarras, Andrea Müller und Diana Niestaedt (untere Reihe)