© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Leserdienst, Vertrieb, Buchhaltung
Im Maschinenraum
Martina Meckelein

Nicht alle, aber viele Journalisten sind eitel. Himmel, wie wichtig die sich nehmen. Alle wollen sich der Welt mitteilen, lesen gern ihren Namen über veröffentlichten Texten. Aber wer sind eigentlich die Kollegen dahinter, die niemals im Blatt erscheinen, ohne die es aber gar keine Zeitung gäbe. Woher kommen denn die vielen Werbeideen? Wer behält die Einnahmen und Ausgaben im Auge? Wer kümmert sich um Leserbeschwerden? Genau, der sogenannte Maschinenraum. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in das Herz der JUNGEN FREIHEIT der werfen. Gruppenaufnahmen sind – Sie ahnen es schon – wegen Corona nicht möglich. Und so haben wir drei Kollegen stellvertretend für alle ausgewählt.





Kerstin Greb (44) …

… liebt frühes Aufstehen, Tee und stilles Wasser. Die Bürokauffrau ist, sie möge dieses Adjektiv verzeihen, ein altes JF-Schlachtroß. Seit nunmehr 18 Jahren gehört sie zur Mannschaft. „2003 waren wir noch zu dritt. Jeweils ein Kollege im Leser- und Buchdienst und eine Kollegin in der Buchhaltung.“ Durch das Wachstum der JF sind es heute 14 Kollegen inklusive zwei Azubis. Greb hat in den 18 Jahren schon in jeder Abteilung der Jungen Freiheit gearbeitet, kann fast alles, ist immer hilfsbereit. Sie weiß auch alles – allerdings sagt sie nichts. Kerstin Greb ist die personifizierte Verschwiegenheit; das wissen alle Kollegen. Ihre eigentliche Aufgabe ist das Selektieren für die Mailings, also die Anschreiben an Kundengruppen. Mit ein paar Klicks hat sie in Sekundenbruchteilen Leserdaten nach bestimmten Eckpunkten sortiert: Alter, Geschlecht, Wohnort, Abozeitraum.

„Für diese Briefe, da können schon mal 60.000 rausgehen, macht das Layout die optischen Vorlagen, die Öffentlichkeitsabteilung liefert die Inhalte, nämlich zehn Fragen, die der Empfänger beantworten kann und uns wieder zurückschickt, per Internet oder E-Mail. Dafür haben wir eine Landingpage eingerichtet, dann wird alles digital erfaßt.“ Eine spannende und arbeitsintensive Zeit für den Leserdienst. „Meine Kollegen sitzen natürlich in den Startlöchern, da kommen mehrere tausend ausgefüllte Fragebogen zurück, die dann von uns bearbeitet werden.“

In den 18 Jahren, die Kerstin Greb hier arbeitet, hat sich nicht nur die Mitarbeiterzahl erweitert, sondern auch die Datenbank um ein Vielfaches. „Wir wachsen eben, nicht nur personell, sondern auch digital. Wenn wir Aktionen starten, gehen am Vormittag bei uns mehrere hundert Bestellungen heraus. Unser Ehrgeiz ist es, tagesaktuell die Kundenanfragen zu bearbeiten. Darüber hinaus werden die Bestellungen von zum Beispiel neuen Zeitungsabos oder Urlaubsnachsendungen, die bis Dienstag vormittag reinkommen, noch am selben Tag bearbeitet. Dann schicken wir die Daten an die Druckerei, damit der Kunde noch in derselben Woche seine Zeitung bekommt.“ Wie sie das schafft? „Schnell, strukturiert und organisiert muß man sein, sonst ertrinkst du in Arbeit“, sagt sie.





Veranstaltungen, Sommerfeste, Messen oder Neujahrsempfänge oder breit angelegte Mailingaktionen – das sind große Posten. Kugelschreiberminen und Radiergummis eher Centbeträge – doch stimmen müssen die Zahlen. Und deshalb geht jede Rechnung durch die Hände von Kerstin Jarrey, Katrin Bartelt und unserem diesjährigen Neuzugang, dem Hahn im Korb der Buchhaltung: …

… Marco Weinowski (49).

Zahlen, Analysen, Excel-Tabellen sind das Spezialgebiet des Steuerfachangestellten. Doch der waschechte Berliner hat auch ein Herz für die Kunden. „Gerade in diesen Zeiten erleben wir manche Abonnenten, die in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Da heißt es zuhören und gemeinsam einen Weg finden. Wir sind ja alle betroffen, und da heißt es helfen, wo man kann.“ Da kommt es dann auch vor, daß mit Briefmarken bezahlt werden soll, oder mit alten Dollarscheinen. Als ein Kunde mit Bitcoin zahlen wollte, streikte allerdings die Buchhaltung. Die drei von der Buchhaltung helfen natürlich auch den Kollegen. Journalisten mögen zwar gerne fabulierend etwas zu Papier bringen, das korrekte Ausfüllen einer Reisekostenabrechnung stellt manchen von ihnen jedoch vor schier unbezwingbare Hürden. Da ist es dann gut, daß es Kollegen gibt, die mit einem nachsichtigen Lächeln die falsch ausgefüllten Formulare in den Papierkorb wandern lassen und in Sekundenschnelle alles neu – und diesmal richtig – ausfüllen.





Apropos Messen – die sind das Spezialgebiet von Marketingchef …

… Peer Döhnert (48).

Der begeisterte Cabriofahrer ist gerne on tour, sei es beruflich auf Messen und Events in Frankfurt, Leipzig, Erfurt oder Hamburg oder privat an der Nordsee. „Ich studierte Architektur, bin Diplom-Ingenieur. Doch in der Branche wollte ich nicht arbeiten, obwohl Architektur bis heute meine große Leidenschaft ist.“ Döhnert baute im vergangenen Jahr selbst sein Haus in Berlin um. Der Mann hat allerdings noch weitere Berufe: Sanitäter bei der Bundeswehr und Bauzeichner. Was Döhnert auszeichnet, ist seine Kommunikationsfähigkeit, zu wissen, was die Leute lesen und wissen wollen, die richtige Nase also. „Es ist die tägliche Herausforderung, einen griffigen Ansatz für unsere Werbung entgegen dem Mainstream zu finden“, sagt er. „Wir bieten dem Leser und unseren Kunden unsere Beurteilung und Sichtweise und Einordnung der politischen und gesellschaftlichen Lage an. Nach meinem Motto: Lesen, was Sache ist!“ Im Döhnert-Team sind Pressesprecher Bastian Behrens (47) und PR-Referent Harald Melzer (45), dazu zwei Layouterinnen, die die Werbebroschüren herstellen, freie Mitarbeiter und Agenturen. Die JF expandiert und investiert in neueste Technik. „Wir wollen auch jüngere Interessenten erreichen. Deshalb sind auch Videos und Podcasts geplant.“ Erst im Mai ist der neue Film zum Klima von Marco Pino herausgekommen. „Langweilig wird es niemals“, sagt Döhnert. „Gerade im Jahr der Bundestagswahl könnten wir rund um die Uhr arbeiten.“