© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/21 / 11. Juni 2021

Bibliothek des Konservatismus
Eine Erfolgs­geschichte
Wolfgang Fenske

Von dem konservativen Publizisten Gerd-Klaus Kaltenbrunner (1939–2011) ist der Satz überliefert: „Es bedarf der Förderung der konservativen Sache in der Publizistik, des Einbruchs konservativer Zeitschriften in die Gruppe der meinungsbildenden Publikationsorgane, der Veranstaltung konservativer Tagungen, Seminare und Kongresse, der Errichtung konservativer Akademien und Bibliotheken.“ Kaltenbrunner umriß damit bereits 1970 die Herausforderung, der sich nicht nur die JUNGE FREIHEIT, sondern auch die Bibliothek des Konservatismus (BdK) verschrieben hat.

Bis die BdK im Jahre 2012 ihre Pforten für den Publikumsverkehr in der Berliner Fasanenstraße öffnen konnte, war es jedoch ein weiter Weg. Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing (1927–2009), von 1970 bis 2000 Herausgeber der in München ansässigen konservativen Theoriezeitschrift Criticón, gab den Anstoß dazu. Bereits 2007 äußerte er den Wunsch, daß seine beträchtliche Bibliothek konservativer Bücher und Zeitschriften aus rund 200 Jahren nach seinem Tod Interessenten zur Verfügung stehen soll. Als Ort für die zu schaffende Bibliothek kam für Schrenck-Notzing nur die deutsche Hauptstadt in Frage, als Trägerin die von ihm gegründete Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF). Die Weiterführung der Stiftung und damit die Bewahrung seiner Bibliothek legte Schrenck-Notzing in die Hände von Dieter Stein.

So wurden 2008 neben den Privatbeständen Schrenck-Notzings auch die Bibliothek der Münchner Geschäftsstelle der FKBF und das Archiv der Zeitschrift Criticón in die Hauptstadt überführt. In drei bis unter die Decke befüllten Räumen fanden die rund 15.000 Bände am Berliner Hohenzollerndamm, dem Sitz der JUNGEN FREIHEIT, eine vorläufige Bleibe. Doch schnell wurde klar: Unter diesen beengten Verhältnissen würde sich der ehrgeizige Plan einer konservativen Bibliothek nicht verwirklichen lassen. Freunde und Förderer des Projekts wurden daher um Unterstützung gebeten, damit die kostbaren Bücher interessierten Nutzern in einem angemessenen Rahmen zugänglich gemacht werden konnten. 2010 war es dann soweit: Die Bibliothek bezog eine Etage in der Fasanenstraße. Wenige Gehminuten entfernt vom Bahnhof Zoo, war die Bibliothek verkehrstechnisch optimal angebunden.

Dank der großzügigen Unterstützung durch ihre Förderer konnte die Etage den Erfordernissen einer professionell arbeitenden wissenschaftlichen Bibliothek entsprechend umgebaut und eingerichtet werden. Doch schon bald war sie durch zahlreiche Zustiftungen (etwa von Alain de Benoist), Nachlässe (darunter Bestände von Günter Rohrmoser und Armin Mohler) und fortlaufende Neuanschaffungen komplett ausgelastet. Als über der Bibliotheksetage zwei weitere Etagen frei wurden, gelang es der FKBF durch die beeindruckende Unterstützung ihrer Förderer, auch diese anzumieten. Hier finden seither das Magazin und das Büro des Bibliotheksleiters sowie Seminarraum und Archiv der BdK ihren Platz. Im November 2012 schließlich öffnete die Bibliothek feierlich ihre Pforten für den Nutzerverkehr. Festredner der Eröffnung waren der Althistoriker Alexander Demandt und der Publizist Konrad Adam.

In den letzten Jahren konnte die Bibliothek ihre Arbeitsbereiche deutlich ausbauen. Neben dem laufenden bibliothekarischen und archivalischen Betrieb mit werktäglichen Öffnungszeiten führte sie bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie regelmäßig Vortragsabende, Buchvorstellungen und Podiumsdiskussionen durch. Auch die akademischen Seminare für Schüler, Studenten und Jungakademiker, die seit 2014 unter dem Titel „Schlüsseltexte des Konservatismus“ in jedem Semester angeboten wurden, konnten zuletzt nur noch digital stattfinden. Hierzu versammeln sich junge Leute, um sich unter Anleitung die theoretischen Grundlagen konservativen Denkens zu erarbeiten. Mit ihrem zweimonatlich erscheinenden Bibliotheksbrief Agenda hält die BdK ihre Freunde und Förderer auf dem laufenden, empfiehlt Buchneuerscheinungen (oder auch alte Klassiker) und porträtiert in jeder Ausgabe einen konservativen Denker. In der Schriftenreihe „Erträge“ publiziert sie Vorträge oder wissenschaftliche Arbeiten, die in der BdK entstanden sind.

Im April 2021 wurde mit der Umstellung von einer reinen Präsenz- zu einer Leihbibliothek abermals ein großer Schritt vollzogen. Bücher müssen fortan nicht mehr im Lesesaal gelesen oder mühsam kopiert, sondern können (im Regelfall) nach Hause ausgeliehen werden. Gerade angesichts eines coronabedingt geschlossenen Lesesaals ein unschätzbarer Vorteil, der gern genutzt wird.

Obwohl die Bibliothek des Konservatismus mit ihren inzwischen knapp 30.000 katalogisierten Buchtiteln und einem beträchtlichen Bestand an Zeitungen und Zeitschriften längst eine Erfolgsgeschichte ist, hat das Team in der Fasanenstraße weitere Ziele: So sollen über den Youtube-Kanal der BdK hinaus künftig mehr Inhalte digital nutzbar sein. Die Bibliothek könnte damit ihren Wirkungskreis deutlich erweitern. Mittel- bis langfristig ist zudem der Aufbau einer Akademie beziehungsweise Hochschule geplant, die die universitären Angebote der Hauptstadt ergänzt. Denn daß diese Angebote dringend der Ergänzung bedürfen, belegt der Erfolg der BdK allemal. 







Dr. Wolfgang Fenske, Jahrgang 1969, ist Leiter der Bibliothek des Konservatismus.

Bibliothek des Konservatismus (BdK)

Fasanenstraße 4

10623 Berlin

Tel: +49 30 / 31 51 73 70

Fax: +49 30 / 315 17 37 21

E-Mail: info@bdk-berlin.org