© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/21 / 18. Juni 2021

Jubiläen und Abschiede
Sie kamen an Bord
Dieter Stein

Mitten hinein in unsere Freude über den 35. Geburtstag unserer Zeitung und die erfolgreich über die Bühne gebrachte Runderneuerung unseres Erscheinungsbildes platzte die Nachricht vom Tod unseres langjährigen Mitstreiters Jürgen Liminski (ausführlicher Nachruf Seite 16). Er war für uns ein enger Wegbegleiter, väterlicher Ratgeber und Freund. Ob Geopolitik, Naher Osten, Frankreich, Ukraine – ob Familienpolitik, Lebensschutz, Kirchenfragen und die Niederungen der Parteipolitik, besonders der Union: Liminski war ein umfassend gebildeter Journalist alten Schlages, dessen Stimme Gewicht hatte.

Jürgen Liminski steht für eine Generation konservativer Journalisten, die noch in den siebziger und achtziger Jahren selbstverständlich ihren Zugang zu etablierten bürgerlichen Zeitungen, aber auch öffentlich-rechtlichen Sendern erhielten. Liminski arbeitete sowohl bei Springers Welt als auch beim Deutschlandfunk, für den er bis zu seiner Pensionierung tätig und vielen Hörern mit seinen Morgensendungen vertraut war.

Die Autoren, die zu uns stießen, markierten auch die politische Entkernung der einst bürgerlichen Zeitungen. 

Die JUNGE FREIHEIT war ursprünglich eine Initiative von Studenten, teilweise Autodidakten, selbsternannten Journalisten – Jungspunden, die sich anmaßten, Zeitung zu machen. Eine außergewöhnliche Mischung entstand, als dann mit dem Wochenzeitungsstart 1994 nach und nach alte Fahrensmänner an Bord kamen und uns wesentlich den Rücken stärkten.

Unvergessen der Moment, als Günter Zehm, lange Jahre einer der herausragenden Redakteure der Welt, zeitweise stellvertretender Chefredakteur, mit seiner legendären „Pankraz“-Kolumne 1995 zu uns kam, die bis zu seinem Tod 2019 kontinuierlich in der JF erschien. Oder sein Redaktionskollege Carl Gustaf Ströhm, berühmter Osteuropa­korrespondent der Welt, der kurz nach ihm mit einer Kolumne zu uns kam. Von der FAZ stießen Alexander Graf Razumovsky, Klaus Peter Krause, Friedrich Karl Fromme, Eberhard Straub, Karl Feldmeyer zu uns. 

Ihre Namen sind nicht nur Kompliment für unsere Zeitung, die zu einem Hort für solide Journalisten mit konservativem Profil wurde – sie markierten auch eine wachsende Entfremdung des Publikums und der Autoren von den einst konservativ ausgerichteten bürgerlichen Zeitungen FAZ, Welt (und dem 2010 untergegangenen Rheinischen Merkur), die parallel zur Linksdrift der Unionsparteien unter einer politischen Entkernung litten.

Als Zeitung fühlen wir uns dem Erbe dieser großartigen Publizisten verpflichtet und sehen es als unseren Auftrag an, unseren publizistischen Wirkungsgrad nicht nur zu bewahren, sondern systematisch weiter auszubauen.