© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/21 / 18. Juni 2021

Sprachschöpfung der Woche
Ens supex Idee
Christian Vollradt

Als der Politikredakteur dieser Zeitung jüngst beim Abendessen – war es Hahnfrikassee oder doch Erpel süß-sauer? – saß und nebenbei die „Tagesthemen“ der ARD sah, hätte er vor Schreck fast sein Glas Silvanerin umgeschmissen: In der betreffenden Sendung ging es um die jahrhundertealte Menschheitsfrage, wie diskriminierend es sei, wenn ausschließlich das generische Maskulinum verwendet wird. Ob Frauen also auch als Lehrer mitgemeint seien oder ob mensch besser das große I im Wort, wahlweise auch das * mitsprechen, respektive mitpausieren sollte. In einer EinspielerIn kam außer Hamburgs CDU-Vorsitzendem Christoph Ploß, der für ein Verbot von Gender-Sprache in Schulen, Universitäten und Ämtern plädierte, dann als ExpertX auch Lann Hornscheidt zu Wort. Die ehemalige Gender-Studies-Lehrende machte einen noch weitergehenden, radikaleren Vorschlag, der endlich die nun erzielte „Gender-Freiheit“ berücksichtige: mit dem neuen Wort „ens“, abgeleitet vom Mittelteil des Begriffs Mensch. So müsse es künftig anstatt „ein Käufer und sein Einkaufskorb“ nicht mehr neutral, aber umständlich „einE KäuferIn und sein/ihr Einkaufskorb“ lauten, sondern: „Ens Käufens und ens Einkaufskorb.“ Das sei, so Hornscheidt, eine „neue Form“ des Sprechens, die „die Gesellschaft zusammenführt“. Das stimmt vermutlich. Zumindest dürften sich entsprechende Kurse in den Bevölkerungshochschulen des Landes vor Teilnehmenden kaum retten können, ens dann die neuen genderfreien Wörter büffelkuhn müssen. Denn Hornscheidt hat noch mehr auf Lagerin: Um die Zweigeschlechtlichkeit zu überwinden, könne auch die Endung „-ex“ – für „Exit Gender“ – verwendet werden. Beispiel: „Lann und ex Freundex haben ex Rad bunt angestrichen.“ Vielleicht ist aber auch, um auf solche Ideen zu kommen, in ens Oberstübchen die Wasserhenne nicht ganz dicht ...