© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/21 / 18. Juni 2021

„Unabhängiges Fernsehen“
In Österreich ist der rechtsalternative Internet-Sender AUF1 gestartet
Bernd Rademacher

Der Unternehmer, Youtuber und Autor des FPÖ-nahen Magazins Wochenblick, Stefan Magnet, hat ein neues Online-Fernsehportal aus der Taufe gehoben: www.AUF1.tv. Das „Alternative, unabhängige Fernsehen“ sendet seit dem 31. Mai an sieben Tagen in der Woche Nachrichten und politische Kommentare. Das Motto heißt: Auf den Tisch statt unter den Teppich mit der patriotischen Sicht auf kontroverse Themen. Chefredakteur Magnet mahnt in der ersten Sendung seines Hintergrund-Formats „Stefan Magnet“ an, auch er habe lange „gehofft, daß ein Medienmacher eine große Aufklärungsplattform gründet, aber es geschah relativ wenig“, so daß die Erkenntnis nur lauten könne: „Wir selbst müssen die Medienarbeit übernehmen.“

Das ist zunächst mal lobenswert, denn besser als über Zensur und Willkür von Youtube & Co. zu lamentieren, ist es, eine unabhängige Infrastruktur aufzubauen und sich von BigTech zu emanzipieren. Finanziert wird das ambitionierte Projekt laut eigenen Aussagen ausschließlich durch private Spenden, Investoren lehne man ab.

Etwas weniger Polemik und Furor könnte nicht schaden

Auf den ersten Blick sieht die Studio- und Online-Umgebung einladend aus: übersichtlich, aufgeräumt, hochwertig. Das alles macht einen professionellen Eindruck. Daß manche Moderatoren hier und da noch ein wenig hölzern wirken – geschenkt, schließlich üben sie noch. Keiner der beteiligten freien Journalisten habe laut Magnet vorher einen TV-Sender aus dem Boden gestampft. Als ARD-geplagte Gebührengeisel gewährt man jedoch gerne einen Vorschußbonus für die willkommene Info-Alternative.

Bisher kann sich der Zuschauer zwischen einer Handvoll fester Formate entscheiden, zum Beispiel für den „Klartext“-Talk mit Edith Brötzner. Die Linzerin ist Inhaberin der patriotischen Werbeagentur BlueMarketing. Weitere feste Sendeplätze haben das jugendorientierte „Krass und Spass“ mit Michael Molterer, das unter anderem Interviews mit Jugendlichen zur Corona-Impfung präsentiert: „Würdet ihr genmanipuliertes Obst essen? – Auf keinen Fall! Würdet ihr euch genmanipulierten Impfstoff spritzen lassen? – Äh… hä?“

Immer freitags kommt der wöchentliche „Fact Check“. Dieser ist jedoch kein klassischer „Faktencheck“, sondern eher eine Erweiterung des Blickwinkels auf „wissenschaftliche“ Behauptungen, die von den Mainstream-Medien verbreitet werden. Bisher sind die Beiträge stark auf Corona fixiert, weshalb AUF1 von den üblichen Netz-Agitatoren als „Coronaleugner-Fernsehen“ diffamiert wird.

Wochenblick-Chefredakteurin Elsa Mittmannsgruber äußert in ihrer Sendung „AUFrecht“ das, was die selbsternennten „Qualitätsmedien“ in die Kiste mit dem Etikett „Hetze/rechte Verschwörungstheorien“ stecken würden, und führt Interviews. Inhaltlich kann man oft zustimmen, aber das Ganze dürfte gerne etwas souveräner und mit weniger heiligem Zorn vorgetragen werden.

Die täglich etwa viertelstündige Nachrichtensendung schließlich, die das Sprecherduo Bernhard Riegler und Tina Wenko im Wechsel moderiert, greift Themen auf, die man im zwangsgebührenfinanzierten Anstaltsfernsehen garantiert niemals sehen wird. Zum Prinzip von AUF1 gehört auch, jede News-Sendung mit einer positiven Meldung als Antidepressivum zu beschließen. Doch da stößt man auch schon auf die Kinderkrankheiten des Projektes. Die Zuschauer haben die Nase von den „Qualitätsmedien“ voll, weil sie eine objektive Berichterstattung vermissen. Da hilft es wenig, die eine tendenziöse Manipulation durch die andere zu ersetzen. Weniger Polemik täte dem Programm daher gut. Auch hier sollte gelten: Die Meinung gehört in den Kommentar, nicht in die Meldung. Schließlich will man es ja besser machen als die Altmedien. Da sollte man deren Fehler nicht übernehmen, auch wenn es auf den ersten Blick erfrischend ist, wenn die Sendungen zur Abwechslung nicht auf links, sondern rechts gebürstet sind.

Auch die Auswahl der Nachrichtenthemen könnte noch verbessert werden. Daß 90 Prozent der Journalisten linksrotgrüne Präferenzen haben, kann man heute nun wirklich nicht mehr als heiße News verkaufen. Hier sind die Zuschauer gefragt, denn diese können sich aktiv und niedrigschwellig durch Themenvorschläge oder Anregungen einbringen. Wünschenswert wären noch Angebote im Bereich Humor/Satire und Dokumentationen.

AUF1 steckt noch ein bißchen in den Kinderschuhen, doch gute vielversprechende Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden. Etwas weniger Furor – oder an dafür gekennzeichneter Stelle – und Fernsehen kann wieder Freude machen.